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Sommersemester 2013

Vorlesungen

Geburt der Gegenwart. Eine Geschichte der Zeit in der Frühen Neuzeit - Landwehr

Birth of the present. A history of time in the early modern period

Die Zeit bleibt sich nicht gleich. Entgegen landläufiger Meinung ist „Zeit" keine eigenständige Dimension, die es mittels geeigneter Instrumente wie Uhren oder Kalender nur noch zu messen gelte. Es ist also nicht die Zeit, die sich über Gesellschaften stülpt, vielmehr sind es Gesellschaften, die sich selbst „zeiten", die also bestimmte Formen des Zeitwissens ausbilden, um sich temporal zu organisieren und zu koordinieren.
Diesem Umstand will die Vorlesung mit Blick auf die Frühe Neuzeit nachgehen. Ich werde versuchen, unterschiedliche Möglichkeiten und wichtige Veränderungsschritte frühneuzeitlicher Gesellschaften im Umgang mit der Zeit nachzuvollziehen. Dabei soll es unter anderem um Verschiebungen im Verhältnis von Zeit und Ewigkeit, um Auffassungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie um die Bedeutung von Uhren und Kalendern gehen. Dabei ist es mir wichtig, nicht nur mehr oder minder intellektuelle Debatten nachzuzeichnen, sondern die Bedeutung unterschiedlichen Zeitwissens im alltäglichen Leben der Menschen herauszustellen.


Literatur

  • Rudolf Wendorff, Zeit und Kultur. Geschichte des Zeitbewusstseins in Europa, 3. Aufl. Opladen 1985

Übungen

Mensch vs. Natur - Natürliche Umwelten in der Frühen Neuzeit - Benner

Man vs. Nature - Natural environments in the early modern era

Die Umweltgeschichte ist ein jüngerer Zweig der Geschichtswissenschaften, der sich mit der Interaktion zwischen Mensch und Natur auseinandersetzt und seit den 90ern zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Seminar sollen besonders die Auswirkungen der natürlichen Umwelt auf die Gesellschaft der Frühen Neuzeit untersucht werden: Mit welchen Naturbedingungen war man im frühneuzeitlichen Europa konfrontiert und wie gingen Bevölkerung und Obrigkeiten mit ihnen um? Für eine erfolgreiche Teilnahme an dem Seminar wird die Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre und aktiven Mitarbeit vorausgesetzt.

Literatur:

  • Zur Einführung empfohlen: Reith, Reinhold: Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit (= Enzyklopädie Deutscher Geschichte, Bd. 89, hrsg. von Lothar Gall). München 2011

 

Mythos vs. Realität - Benner

Myth vs. Reality

Hexerei ist ein kultur- und epochenübergreifendes Phänomen mit besonderer Bedeutung für die Frühe Neuzeit. Die intensive Forschung auf dem Gebiet der europäischen Hexenverfolgung hat gezeigt, dass es sich um ein komplexes Thema handelt, das keine Verallgemeinerungen zulässt und dennoch halten sich populäre Klischees. Das vermeintliche Wissen über Hexen und ihre Verfolger soll im Seminar auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüft werden.

Wichtig: Maximal 30 Teilnehmer! Es sind mehrere Archivbesuche geplant.

Literatur:

  • Behringer, Wolfgang: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung. 5. Aufl., München 2009
  • Gaskill, Malcolm: Witchcraft. A very short introduction. Oxford/New York 2012 (erscheint im März 2013 in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Hexen und Hexenverfolgung. Eine kurze Kulturgeschichte" im Reclam-Verlag)
  •  Rummel, Walter/Voltmer, Rita: Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit. 2., bibliograf. aktualisierte Aufl., Darmstadt 2012

 

Alltagsleben im Düsseldorf der Frühen Neuzeit - Erasmus

Everyday life in early modern Düsseldorf

Bei der ersten Sitzung am 24. Mai sollen die Vorbereitungen für das Blockseminar getroffen werden. Jeder Teilnehmer/in soll sich vorbereitend einen Themenkomplex aus dem frühneuzeitlichen Alltagsleben heraussuchen, welchen er/sie dann im Blockseminar vorstellt. Der Kurs wird an mindestens einem Tag in der Düsseldorfer Innenstadt stattfinden, um die Stadtgeschichte hautnah zu erleben. Genau darum wird es gehen: lebendige Spuren der Geschichte im unaufälligen Stadtbild zu entdecken, einzuordnen und zu beschreiben.

Literatur:

  • Looz-Corswarem, Clemens von (Hrsg.): Das grosse Düsseldorf-Lexikon, Köln 2012.
  • Zimmermann, Christa-Maria  (Hrsg.): So lebten sie im alten Duesseldorf, Köln 1983.

 

Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften - Mauer

Introduction into the auxiliary sciences of history

Paläographie, Sphragistik, Numismatik, Kodikologie - diese Begriffe lassen eher an medizinische Bezüge denken, denn an historische, aber sie gehören zu den historischen Hilfswissenschaften. Fast jede andere Wissenschaft kann von Historikerinnen und Historikern als Hilfswissenschaft genutzt werden, egal ob Klimaforschung, Medizin, Verwaltungswissenschaften, Rechtwissenschaften. Die Liste ließe sich beinahe beliebig verlängern. Die Übung soll jedoch die klassischen historischen Hilfswissenschaften in den Blick nehmen und auch eine eventuell vorhandene Scheu, mit Originalquellen im Archiv zu arbeiten, abbauen. Hierzu werden Handschriften ab dem 16. Jahrhundert gelesen, Siegel in den Blick genommen, Datierungsfragen geklärt und vieles mehr.

Erwartet wird eine regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit.

Literatur:

  • Eckart Henning, Hennings HiWi-Test. 175 Fragen & Antworten rund um die historischen Hilfswissenschaften, Berlin 2009.
  • Ahasver von Brandt, Werkzeug des Historikers. Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 2007, 17. Aufl.

http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/geschichte/lehrstuehle/viii-geschichte-der-fruehen-neuzeit/lehre/sose_2013/#c62021

Proseminare

Jan Wellem vs. Carl Theodor - Die pfälzischen Kurfürsten und ihre Residenzstadt  Düsseldorf - Benner

Jan Wellem vs. Carl Theodor - The Palatinate Electors and their Residency Düsseldorf

Kurfürst Johann Wilhelm II. von der Pfalz (1658-1716), genannt Jan Wellem, nimmt durch seine Reiterstatue auf dem Düsseldorfer Rathausplatz eine prominente Rolle im Stadtbild und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit ein. Im Seminar soll ihm der pfälzische Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) gegenübergestellt werden, um Wirken und Rezeption der beiden zu vergleichen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf kulturelle und politische Aspekte ihrer Herrschaft gelegt, auf die Strategien der fürstlichen Selbstdarstellung sowie die Residenzstadt Düsseldorf. Der methodische Schwerpunkt des Seminars liegt bei den Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, speziell das Verfassen einer schriftlichen Hausarbeit wird intensiv besprochen. Die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt.

Literatur:

  • Mauer, Benedikt (Hg.): Barocke Herrschaft am Rhein um 1700. Kurfürst Johann Wilhelm II. und seine Zeit. Düsseldorf 2009
  • Wieczorek, Alfried (Hg.): Lebenslust und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) zwischen Barock und Aufklärung. Regensburg 1999

 

Kämpfe in der Frühen Neuzeit - Erasmus

Early modern fighting

Die zahlreichen unterschiedlichen Arten von Kämpfen die in der Frühen Neuzeit stattfanden sollen in diesem Seminar stichprobenartig beleuchtet werden. Es wird sich sowohl auf individuelle Kämpfe, sowie auf große Schlachten eingelassen. Darunter fallen kriegerische Auseinandersetzungen (z. B. wie der Hundertjährige Krieg, der Dreißigjährige Krieg, diverse Bauernkriege, Religionskriege, Hegemonialkriege, Erbfolgekriege, Kolonialkriege etc.), aber auch Duelle und andere Ehrenhändel, Geschlechterkämpfe, triviale Schlägereien, sowie Turniere.

Wie wurden die verschiedenen Kämpfe wahrgenommen und wozu dienten sie?

Der Schwerpunkt des Proseminars liegt auf der Einübung von Methoden und Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Für die Abschlussprüfung ist neben aktiver und regelmäßiger Teilnahme die Übernahme eines Referats sowie einer schriftlichen Hausarbeit notwendig.

Literatur:

  • Barber, Richard; Barker, Juliet: Die Geschichte des Turniers, Düsseldorf 2001.
  • Burkhardt, Johannes: Deutsche Geschichte in der frühen Neuzeit, München 2009.
  • Goertz, Hans-Jürgen: Religiöse Bewegung in der Frühen Neuzeit (= Enzyklopädie deutscher Geschichte 20), München 1993.
  • Ludwig, Ulrike: Das Duell. Ehrenkämpfe vom Mittelalter bis zur Moderne, Konstanz 2012.

Praxisseminare

Quellenarbeit: Analog vs. Digital - Tupikevics/Winnerling

Working with source material: analogous vs. digitalized versions

Seit Jahren digitalisieren Bibliotheken, Archive, Museen und andere öffentliche Institutionen ihre Bestände an historischem Quellenmaterial und stellen sie ins Internet. Damit nicht genug, sind auch private Anbieter aktiv in diesem Gebiet, beispielsweise Google mit seinem „Google Books"-Projekt oder Verlage wie Brill oder Chadwick. Mittlerweile ist das Suchen nach passenden Digitalisaten für die eigene Haus-, Bachelor- oder Master-Arbeit zu einer Wissenschaft für sich geworden. Wie man mit diesem Material sorgfältig und kritisch arbeitet, welche Vor- und Nachteile Digitalisate mit sich bringen, und wie der Vergleich mit den - immer noch vorhandenen! - Originalen ausfällt, wird aber selten ausführlich thematisiert. Das Praxisseminar hat sich zum Ziel gesetzt, ein ILIAS-Lernmodul zu entwickeln, das in diese Lücke passt und Kompetenzen vermittelt, wie man mit Originalen und Digitalisaten arbeiten kann. Die Studierenden erarbeiten in kleinen Arbeitsgruppen selbstständig zuvor thematisch festgelegte Bausteine des Moduls und kooperieren dabei mit der ULB Düsseldorf und dem Multimedia-Zentrum der Universität. So soll sichergestellt werden, dass die Inhalte passgenau auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnitten sind. Wegen der unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der zu erstellenden Module ist das Seminar sowohl für BA- als auch für MA-Studierende geöffnet und kann für MA-Studierende in Kombination mit der Folgeveranstaltung des Wintersemesters 2013/14 auch als Projektforum angerechnet werden.

Literatur:

Masterseminare

Kräuterbücher der Frühen Neuzeit - Landwehr

Early modern herbal books

Fragen der Gesundheit, der Krankheit, des guten und des schlechten Lebens spielten zu allen Zeiten eine gewichtige Rolle. In historischen Phasen ohne Krankenversicherung und ohne flächendeckende medizinische Versorgung war man in solchen Dingen nicht gänzlich, aber in einem weit größeren Maß, als wir uns das im frühen 21. Jahrhundert vorstellen können, auf sich selbst angewiesen. Aber auch in Belangen der Selbstmedikalisierung wurde man nicht allein gelassen. Die technischen Möglichkeiten des Buchdrucks brachten in der Frühen Neuzeit eine eigene Literaturgattung hervor, die so genannten Kräuterbücher, die sich mit Fragen von Gesundheit, Krankheit und eigenständiger medizinischer Versorgung beschäftigten.
Die ULB Düsseldorf besitzt einen sehr umfangreichen Bestand an Kräuterbüchern, der zur Zeit in einem größeren Projekt digitalisiert wird. Dieses historische Material soll dem Seminar als Ausgangspunkt dienen, um eigenständig unterschiedliche Forschungsfragen zu entwerfen und zu beantworten. Nach einigen Sitzungen, in denen wir uns diesen Quellen nähern und mit dem Thema vertraut machen, sollen die Studierenden eigenständige Herangehensweisen an das Material entwickeln.

Literatur:

Masterübungen

Schreibwerkstatt - Landwehr

Writing workshop

Die Sache mit dem Schreiben (egal ob wissenschaftlicher oder sonstiger Art) ist eigentlich ganz einfach: Man muss es nur ausdauernd genug tun, dann lernt es sich fast von selbst. Trotzdem ist ein wenig Hilfestellung nicht ganz unangebracht, und in diesem Sinn will die Übung ein Forum bieten, damit sich alle Teilnehmenden gegenseitig bei ihren Schreibversuchen beobachten, unterstützen und kritisieren können. Obwohl es zahlreiche „Anleitungen" auf dem Buchmarkt gibt, die suggerieren, man müsste nur ihre Rezepte befolgen, um eine „gute Schreibe" zu erwerben, führt kein Weg an der permanenten Praxis vorbei, die im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen soll. Ein weiterer Tipp neben dem beständigen Schreiben sei noch gegeben: Lesen! Denn dadurch kann man sowohl im Guten wie auch im Schlechten sehen, wie es denn die anderen so machen: das Schreiben.

Literatur:

  • Valentin Groebner, Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung, Konstanz 2012

 

Edieren und Kommentieren. Wie macht man George Psalmanazar benutzbar? - Winnerling

Edit and comment. How to make George Psalmanazar usable?

1704 und 1705 erschien in zwei Auflagen in London eines der erstaunlichsten Werke in der Geschichte der Auseinandersetzung Europas mit Asiens. Der selbsternannte Taiwaner (Formosaner in der Diktion der Zeit) George Psalmanazar, dessen wirklicher Name und genaue Herkunft bis heute unbekannt sind - auch wenn sicher ist, dass er Europäer war und wohl nie in Asien gewesen - schrieb „An historical and geographical Description of Formosa, an Island subject to the Emperor of Japan". In dieser mit den realen Gegebenheiten so gut wie völlig unverbundenen „Beschreibung" Formosas, die sich durch eine außerordentliche Erfindungsgabe und Fabulierlust auszeichnet, gab Psalmanazar ein detailliertes Bild der exotischen Insel, das europaweit Aufsehen erregte, bis der Betrüger wenige Jahre später aufflog. So wenig über Psalmanazar bekannt ist, so wenig wissen wir über die Quellen, aus denen er schöpfte, und bis heute gibt es keine kritische Edition seines Werks; die letzte Bearbeitung durch Norman Penzer stammt aus dem Jahr 1926. Die Übung thematisiert daher anhand ausgewählter Textteile aus der „Description" den Prozess wissenschaftlichen und quellenkritischen Edierens ganz praktisch: Wir werden versuchen, ein ein paar Stücke dieses Puzzles an die richtige Stelle zu rücken und das entsprechend zu beschreiben.

Literatur:

  • Michael Keevak: The pretended Asian : George Psalmanazar's eighteenth-century Formosan hoax, Detroit (Mich.) 2004.
  • George Psalmanazar: An historical and geographical Description of Formosa, an Island subject to the Emperor of Japan. The second edition corrected (...), London 1705, Volldigitalisat
  • George Psalmanazar: An historical and geographical Description of Formosa, an Island subject to the Emperor of Japan, London 1704, Volldigitalisat
  • George Psalmanazar: Memoirs of ****. Commonly known by the name of George Psalmanazar; a reputed native of Formosa. Written by himself in order to be published after his death, London 1764, Volldigitalisat

Sonstige Veranstaltungen

Oberseminar: Geschichte der Frühen Neuzeit/Geschichtstheorie - Landwehr

Early modern History/ Theory of History

Das Kolloquium ist in erster Linie ein Forum für die Vorstellung von Abschlussarbeiten (Master & Dissertation) gedacht, soll darüber hinaus aber auch Raum für die Diskussion aktueller Debatten in der Geschichte der Frühen Neuzeit und der Geschichtstheorie bieten.
Für Masterstudierende ist der Besuch des Masterforums und des Forums Neuzeit obligatorisch.

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