Zum Inhalt springenZur Suche springen

Nachwuchsforscher zum Editionsprojekt

Schreib die Reformation von Munchen gancz daher. Teiledition und historische Einordnung der Nürnberger Klarissenchronik (um 1500) (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 37), hg. v. Lena Vosding, Nürnberg 2012.

ISBN 978-3-925002-37-3

mit Anna Durwen, Hanne Grießmann, Lena Vosding unter der Leitung von Dr. Almut Breitenbach und Prof. Dr. Eva Schlotheuber

Die Nachwuchsforschergruppe besteht aus Studierenden der Geschichte und Germanistik, die sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster seit dem Sommersemester 2008 intensiv mit der Chronik des Nürnberger Klarissenkonvents St. Klara auseinandersetzen.

Diese um 1500 - also circa ein halbes Jahrhundert nach der Reform des Konvents - entstandene Chronik bietet aufgrund ihrer guten Überlieferungssituation zahlreiche Ansatzpunkte für verschiedene Fragestellungen der mediävistischen Kloster- und Ordensforschung. Während in der Regel zumeist nur die 'Endprodukte' mittelalterlicher Schreibtätigkeiten vorliegen, existieren im Fall der Klarissenchronik neben der deutschsprachigen Reinfassung (München, Bayerisches Nationalmuseum, Bibl. 1191) auch ein lateinischer Entwurf (Nürnberg, Staatsarchiv, St. Klara, Akten und Bände, Nr. 2) sowie eine deutsche Konzeptfassung (Nürnberg, Staatsarchiv, St. Klara, Akten und Bände, Nr. 1). Diese beiden Vorstufen zur Reinfassung lassen die verschiedenen Bearbeitungsprozesse und Korrekturverfahren erkennen, die im Laufe der Textproduktion stattgefunden haben. Diese Vorgänge exemplarisch zu beschreiben, ist eines der Anliegen der Nachwuchsforschergruppe. Des Weiteren wird dem Verwandtschaftsverhältnis der Klarissenchronik mit der bereits 1887 in der Reihe Analecta Franciscana edierten "Chronica Ordinis Fratrum Minorum Observantium" des Franziskaners Nikolaus Glassberger († 1508) nachgegangen.

Mit der Klärung der Zusammenhänge dieser vier Überlieferungsträger können nicht nur Erkenntnisse zur konkreten Genese der Chronik als schriftlichem Gedächtnis der Klarissengemeinschaft gewonnen werden, sondern auch zu der Schreibtätigkeit der Schwestern im Skriptorium, ihrer Arbeitsmethodik und ihrem Austausch untereinander wie auch mit dem Franziskanerbruder Nikolaus Glassberger. Der inhaltliche Vergleich der verschiedenen Versionen der Chronik bietet ferner die Möglichkeit, Rückschlüsse auf die von den Klarissen angestrebte Funktion und den Gebrauch der Konventschronik zu ziehen. Während der anhand der Bearbeitungen sichtbare kritische Umgang mit der eigenen Konventsgeschichte eine Nutzung der Chronik als Reflexions- und Identifikationsmittel vermuten lässt, weisen zahlreiche inserierte Rechtsdokumente auf einen Gebrauch als juristisches Hilfsmittel für die Selbstorganisation des Konvents und seine Kontakte mit der außerklösterlichen Welt hin. Diese Gemeinschaftswerk der Schwestern, kann schließlich auch Fragestellungen zur Organisations- und Sozialstruktur der Nürnberger Klarissen im Spätmittelalter eröffnen.

Um dieses hohe Aussagepotential der Chronik erstmals grundlegend zu erschließen, hat die Arbeitsgruppe eine kommentierte und vergleichende Teiledition der Reinfassung und der beiden Konzepte erstellt. In Einzelbeiträgen werden diese in den historischen Kontext eingeordnet und ihre Genese, Funktion und Bedeutung untersucht. Die Studie liefert so einen umfassenden Einblick in die Welt eines spätmittelalterlichen Frauenklosters und stellt im Zusammenspiel mit den weiteren Quellen zum Nürnberger Klarissenkonvent einen maßgeblichen Schlüssel zum Verständnis dieser bedeutenden Gemeinschaft dar.

Die Publikation mit Beiträgen von Almut Breitenbach, Anna Durwen, Tobias Enseleit, Hanne Grießmann, Eva Schlotheuber, Lena Vosding, Jessica Wessels und Jens Wortmann erschien 2012 in der Reihe des Stadtarchivs Nürnberg, Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, gefördert vom Innovationsfonds der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Friedrich Freiherr von Haller'sche Forschungsstiftung.

Verantwortlichkeit: