Unsere Forschung
Veröffentlichungen als Pdfs:
Ausschnitte aus Veröffentlichungen als Pdfs:
Pasken - Die Geschichte eines verlorenen Dorfes in Masuren.
Prof. Dr. Christoph Nonns Erwiderung auf Peter Schöttlers Rezension der Biographie über Theodor Schieder finden Sie hier als PDF.
Nonn, Christoph: Direkte und indirekte Beiträge zur nationalsozialistischen Vertreibungs- und Vernichtungspolitik: Die Landesstelle Ostpreußen der Zentralstelle für Nachkriegsgeschichte unter Theodor Schieder, in: Kriese, Sven: Archivarbeit im und für den Nationalsozialismus. Die preußischen Staatsarchive vor und nach dem Machtwechsel von 1933, Berlin 2015. S.211-219. Sonderdruck hier als PDF.
- Herausgabe der Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens
- Edition Berichte der Gestapo(leit)stellen Rheinland
(Förderung durch die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)
Dr. Anselm Faust
- Herausgabe der Kabinettsprotokolle der Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Laufende Habilitationsprojekte
Thema: Caroline von Schelling (1763–1809) als Intellektuelle und Frau in ihrer Zeit
Beschreibung:
Es gibt nur wenige historische Persönlichkeiten, bei denen eine solche Diskrepanz zwischen einer Masse an populärkulturellen Veröffentlichungen auf der einen und einigen wenigen fachwissenschaftlichen – und dabei ganz besonders wenigen geschichtswissenschaftlichen – Publikationen auf der anderen Seite besteht: Caroline von Schelling, geborene Michaelis, verwitwete Böhmer, geschiedene Schlegel. Die 1763 geborene und 1809 verstorbene Salondame und Schriftstellerin weist einen Werdegang auf, der es der Rezeption aber auch besonders leicht machte, sie zur Vorreiterin des jeweils vorherrschenden Zeitgeistes zu stilisieren: von der anmutigen Gefährtin des Ehemannes über die Demokratin bis hin zur emanzipierten Vorkämpferin für Geschlechtergleichheit. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Realität viel diffuser, mehrdeutiger und stark von fließenden Grenzen geprägt war.
Die Habilitationsschrift stellt die erste monografische geschichtswissenschaftliche Studie über Caroline von Schelling dar. So soll der Werdegang genau nachvollzogen, Narrative dekonstruiert und Grenzen wie Möglichkeiten einer weiblichen Intellektuellen jener Zeit analysiert werden. Dabei wird chronologisch anhand von Schellings Werdegang vorgegangen: Von der Kindheit und Jugend als Michaelis-Tochter in der Universitätsstadt Göttingen, der ersten (‚Vernunft‘-)Ehe und der Zeit als Witwe in der Bergbaustadt Clausthal, Marburg und der Mainzer Republik, der Phase als Ausgestoßenen in Braunschweig, dem Lebensabschnitt der zweiten (‚Vernunft‘-)Ehe als Muse der Jenaer Frühromantiker und den Jahren der dritten (‚Liebes‘-)Ehe in Jena, Würzburg und München. Zudem wird ausführlich die Rezeptionsgeschichte analysiert.
Laufende Dissertationsprojekte
Thema: Radikaler Nationalismus in Deutschland zwischen 1920 und 1934. Die Alldeutschen Blätter und der Völkische Beobachter
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn; Univ.-Prof. Dr. Guido Thiemeyer
Beschreibung:
Der Nationalismus galt nach dem Zweiten Weltkrieg häufig als eine Ideologie, die den Höhepunkt ihres politischen Einflusses bereits überschritten habe. Seit einigen Jahren befindet er sich jedoch in Europa und auch weltweit wieder im Aufschwung. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Beschäftigung mit dem Nationalismus zur Zeit der Weimarer Republik wieder an Aktualität. Damals führte der Erste Weltkrieg zu einer starken Zunahme vehement nationalistischer Ideen und Organisationen. Dabei konnte die NSDAP zwar letztlich die meisten Anhänger für sich gewinnen, war aber keineswegs die einzige Vertreterin dieses Spektrums.
Unterstützung, aber auch Konkurrenz, erhielt die NSDAP auch durch Gruppierungen, die bereits im deutschen Kaiserreich existiert hatten. Eine davon war der Alldeutsche Verband, der seit 1891 für eine rassistisch begründete deutsche Expansion in Europa und Übersee eintrat und nach 1918 zu den radikalsten Gegnern der Weimarer Republik zählte. Das Dissertationsprojekt vergleicht das Gedankengut des Alldeutschen Verbandes zwischen 1920 und 1934 mit der zeitgleich propagierten Ideologie der NSDAP. Als Hauptquelle dienen hierzu die beiden zentralen Presseorgane der jeweiligen Gruppen: Die Alldeutschen Blätter und der Völkische Beobachter. Anhand der darin enthaltenen programmatischen Positionen und thematischen Schwerpunkte soll eingeschätzt werden, wie ähnlich sich Alldeutsche und Nationalsozialisten waren. Ziel ist es, einen Beitrag zur politischen Ideengeschichte der deutschen radikalen Rechten wie auch der Weimarer Republik zu leisten.
Thema: Heimatrevier. Der Beitrag zivilgesellschaftlicher Geschichtsgruppen zur Geschichtskultur im Ruhrgebiet, 1970 bis 2000.
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn; Univ.-Prof. Dr. Guido Thiemeyer
Beschreibung:
Mit dem fast vollständigen Verschwinden der Montanindustrie hat das Ruhrgebiet sein identitätsstiftendes Merkmal verloren. In den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts suchte eine vielgestaltige historische Bewegung nach einem tragfähigen regionalen Geschichtsnarrativ, das als Fundament für die Bewältigung des Strukturwandels und für die Entwicklung von Zukunftsstrategien dienen konnte. Parallel dazu, aber unabhängig davon, hat sich eine bundesweite Geschichtsbewegung für die Erforschung der Sozial- und Alltagsgeschichte unterprivilegierter Milieus engagiert. Im Ruhrgebiet verschränkten sich diese beiden Suchprozesse. Sie mündeten zur Jahrtausendwende in eine Geschichtskultur, die industriekulturelle und proletarische Elemente zu einer multiperspektivischen Identitätserzählung fortschreibt. Mit ihr legitimierte sich ein weitgehend neu entstandenes, fragmentiertes Bürgertum als dominierende Gesellschaftsschicht des Reviers.
Im Licht der aktuellen Forschung lässt sich die Entwicklung der Geschichtskultur als Prozess gesellschaftlicher Aushandlung verstehen. Akteure waren neben akademischen und kommunalen Geschichtsinstituten, Politik und Wirtschaft auch unabhängige Geschichtsgruppen in großer Zahl. Mit dem Dissertationsvorhaben wird eine solche zivilgesellschaftliche Geschichtsszene zum ersten Mal umfassend untersucht. Erhoben werden soll, welche Arten von Gruppen es gegeben hat, wie sie sich räumlich im Ruhrgebiet und zeitlich innerhalb der drei genannten Jahrzehnte verteilt haben, über welche Kompetenzen und Ressourcen sie verfügten, in welchem Kontext, mit welchen Methoden, zu welchen Themen und mit welchen Ergebnissen sie gearbeitet haben. Dadurch soll am Beispiel des Ruhrgebietes ein vertieftes Verständnis für die Potenziale des Beitrags erreicht werden, den die Zivilgesellschaft zur historisch basierten Selbstwahrnehmung von Regionen leisten kann.
Thema: Tierrechte bei Rosa Luxemburg
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
Die Arbeit ist an der Schnittstelle von Human-Animal-Studies und Sozialgeschichte des Sozialismus angesiedelt. In einer von patriarchalisch-speziesistisch verengten Forschungsperspektiven dominierten Geschichtswissenschaft ist bisher kaum thematisiert worden, dass die frühe deutsche Sozialdemokratie sich nicht nur die Befreiung der Menschen auf die Fahnen geschrieben hatte, sondern auch die von Frauen und Tieren. Diese bahnbrechende Studie wird das ändern. Rosa Luxemburgs Jugendwerk „Vom filibusternden Flamingo“, verfasst 1880 nach einem Besuch des Warschauer Zoos und von den stalinistisch geprägten Herausgebern ihrer Gesammelten Werke unterdrückt, dient als Schlüsseltext. Angesichts dieses von der Autorin in Farbe meist rosarot reich bebildertem Meisterwerk politischer Ökonomie, von mir 1991 auf einer Deponie in Zamość aufgefunden, wird der Blick auf die Geschichte nicht nur des Flamingos in Mitteleuropa nie mehr derselbe sein.
Thema: Nur Weltkrieg, Inflation und Weltkrieg? Zur Konstruktion von Geschichte in Internet-Memes
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
Der Begriff „Meme“ wurde 1976 erstmals durch den britischen Biologen Richard Dawkins definiert. Wie Gene die Einheit der biologischen Vererbung darstellen, sollten Memes als Replikator in einem anderen Bereich dienen: der menschlichen Kultur. Haupteigenschaft dieser „Einheit der kulturellen Vererbung“ – als Beispiele nennt er etwa Kleidermoden, Gedanken und Arten des Bogenbaus – sei ihre Weiterverbreitung mittels Imitation. Mit der breitenwirksamen Etablierung des Internets und dem zunehmenden Erstellen, Posten und Teilen von Bildern, Videos und anderen Medieninhalten hat der Meme-Begriff eine leicht veränderte Konnotation erhalten. Statt als umfassender Begriff für die Weitergabe aller Arten von Kultur werden in der Medienwissenschaft unter Memes eher (humorvolle) Medieninhalte wie Bilder und Videos, aber auch Hashtags wie #BlackLivesMatter verstanden, welche von einer großen Anzahl von Akteuren erstellt, verändert und geteilt werden.
Diese Memes finden sich breiten Teilen des Internets wieder, etwa auf Facebook, Reddit und Twitter, aber auch in halböffentlichen Räumen wie Telegram und Whatsapp. Auch inhaltlich ist der Vielfalt keine Grenze gesetzt, neben aktuellen politischen Entwicklungen, Konflikten und persönlichen Erfahrungen werden auch historische Themen, Personen und Sachverhalte thematisiert. Auf vielen der oben genannten Plattform gibt es eigene Unterforen, welche sich nur mit Geschichtsmemes, also Memes, welche sich auf historische Ereignisse fokussieren, erstellt und geteilt werden können. Die Analyse dieser Memes gibt Aufschlüsse über Tendenzen der Erinnerungskultur bzw. des kollektiven Gedächtnisses in den jeweiligen Ländern und Communities. Im Fokus der Dissertation steht dabei die Darstellung der Zeit zwischen 1871 und 1945, also von der Gründung des Deutschen Kaiserreiches bis zum Ende des Nationalsozialismus. Anhand eines Unterforums werden dabei unter anderem folgende Fragen bearbeitet: Wie wird diese Zeit in Memes dargestellt? Welche Themen, Ereignisse, Epochen und/oder Personen sind bei den Erstellern besonders beliebt? Werden einzelne Epochen auf verschiedene Ereignisse oder Personen reduziert? Welche Rückschlüsse lässt dies über die Erinnerungskultur zu?
Der zweite Schwerpunkt bildet die formale Analyse der Memes. Anhand von Beispielen wird der Frage nachgegangen, wie im Public History-Medium Memes Vergangenes dargestellt wird: Wie sind Memes aufgebaut und wie funktionieren sie? Welche Möglichkeiten bieten sie für die Darstellung und Analyse von Erinnerungskultur bzw. Geschichtsbildern? Welche stilistischen Mittel werden verwendet? Welche Narrative treten auf?
Mit Beantwortung dieser Fragen wird sich erstmals auf monografischer Grundlage dem Phänomen Geschichtsmemes genähert.
Thema: Beeinflussung der Bevölkerung an der „Heimatfront“ und Unterstützungsleistungen der „Heimatfront“ im regionalen Kontext von Soest während des Ersten Weltkriegs.
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
Die Versuche zur Beeinflussung der eigenen Bevölkerung, für die heute oft der Begriff der Propaganda gebraucht wird, waren im Ersten Weltkrieg bei weitem nicht so systematisch gesteuert wie während der NS-Diktatur. Die Maßnahmen, um die Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs zu lenken, wurden von verschiedenen Akteuren in fast allen Medien der damaligen Zeit durchgeführt. Dabei handelten sie größtenteils unabhängig voneinander und ihr Handeln unterlag selten staatlichen Vorgaben. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, das Verständnis von den Maßnahmen, die die lokale Bevölkerung an der „Heimatfront“ im Ersten Weltkrieg beeinflussen sollten, und das Verständnis ihrer Wirkungen zu vergrößern. Es sollen sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen und kulturellen Entwicklungen an der „Heimatfront“ während des Krieges analysiert und in Bezug zu den beeinflussenden Maßnahmen gesetzt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Analyse der eingesetzten Medien und ihren Akteuren sowie dem Wirken der Kriegsmaßnahmen zur Beeinflussung der lokalen Bevölkerung in Verbindung mit dem Verlauf der Kriegshandlungen. Außerdem betrachte ich die Unterstützungshandlungen für den Krieg und die „Heimatfront“ durch die lokale Bevölkerung als ein Ziel dieser beeinflussenden Kriegsmaßnahmen. Für den Ort der Analyse habe ich das ländlich geprägte Soest gewählt.
Thema: Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda 1933-1945. Eine politische Verwaltungsgeschichte
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
„Die primär verwaltungsgeschichtlich ausgelegte Untersuchung eines Kernressorts im nationalsozialistischen Herrschaftsgefüge ist eine erheblich erweiterte Fassung der 2004 abgeschlossenen Magisterarbeit. Dabei geht es zunächst um eine Klärung der institutionellen Struktur inklusive der administrativen Metamorphosen des Ministeriums vor dem Hintergrund der allgemeinen politischen Geschichte des NSStaates, bei der auch die Konflikte des Ministers mit anderen hochrangigen Akteuren des „Dritten Reiches“ eine Rolle spielen, aber keineswegs im Zentrum der Betrachtung stehen. Vielmehr werden die Prozesse der Entscheidungsfindung und -durchsetzung innerhalb des Ressorts und der Reichsregierung in den Blick gerückt und die Entwicklung des Ressorts im Verhältnis zu seiner systemischen Umwelt innerhalb des Regierungsapparats beschrieben.
Infrage gestellt wird im Rahmen der Arbeit vor allem die oft unhinterfragt axiomatisch gesetzte Annahme von der Omnipotenz und Omnipräsenz des Ministeriums im Allgemeinen und seines Ministers im Besonderen. Dazu dient u.a. eine eingehende Betrachtung, inwieweit das RMVP als erklärte „NS-Muster-Behörde“ überhaupt den selbstgesetzten Standards administrativen Handelns im „Dritten Reich“ gerecht wurde. Auch die Personalpolitik und die Rekrutierungsmechanismen des Leitungspersonals (Staatssekretäre und Abteilungsleiter) werden eingehend betrachtet und - zumindest grob - kollektivbiographisch dekonstruiert. Des Weiteren kommen Aspekte wie der Einsatz von Frauen als Ersatzarbeitskräfte während des Krieges, die schleichende Implosion der Behörde in der Kriegsendphase und die personellen Kontinuitäten des Propagandaministeriums in die beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften hinein zur Sprache.“
Thema: G.R. Treviranus. Konservativer Wanderer zwischen den Welten
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
G.R. Treviranus (1891-1971) zählt heute zu den zahlreichen weitgehend vergessenen Gestalten der Weimarer Republik, obwohl er über Jahre zu den einflussreichsten Personen des politischen Berlins zählte. Als Teil des gouvernementalen Flügels der DNVP arbeitete er mit an der Integration der Partei in die Weimarer Republik und war daran beteiligt, die Regierungsbeteiligung unter Reichskanzler Wilhelm Marx einzufädeln. Nach dem verlorenen Machtkampf gegen Alfred Hugenberg gehörte er zu denen, die Ende 1929 aus der DNVP ausschieden und war 1930-1932 in der Regierung seines persönlichen Freundes Heinrich Brüning Minister und enger Berater. In der Frühzeit des nationalsozialistischen Regimes gehörte Treviranus zu der sich formierenden Opposition, was ihn während der „Nacht der langen Messer“ zur Flucht aus Deutschland zwang. Im Exil in Großbritannien und Nordamerika war er beratend und nachrichtendienstlich tätig.
Vorgesehen ist eine biographische Studie zu Treviranus, die jedoch über die Person hinausweisen möchte. Es sollen Ansätze zur Bewältigung der Wirtschafts- und Staatskrise sowie Reformversuche aus dem konservativen Lager betrachtet und damit auch ein Beitrag zu den anhaltenden Diskussionen um die Deutung der Kanzlerschaft Heinrich Brünings erbracht werden.
Thema: Kriminalität im Nationalsozialismus
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn; Univ.-Prof. Dr. Guido Thiemeyer
Beschreibung:
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich auch die Strafpolitik im Deutschen Reich. Stand vor 1933 die Resozialisierung im Vordergrund der Justizpolitik, waren es nun Rache und Abschreckung. Glaubt man der NS-Propaganda, war dieses Vorgehen überaus erfolgreich. Jedoch stimmten die proklamierten Erfolge selten mit der Realität überein, wie Historiker festgestellt haben. Eine Reihe von Forschungen beschäftigt sich dabei mit der Rolle der Kriminalpolizei, der Gerichte und den Gesetzen und Verordnungen zur Verbrechensbekämpfung. Die Sicht der Verdächtigen und Straftäter wird außer Acht gelassen.
In meinem Dissertationsvorhaben stelle ich diese Personen in den Mittelpunkt und versuche zu klären, welche Handlungsspielräume ihnen in den Verhören und vor Gericht sowie im Vorfeld der Tat blieben. Ich konzentriere mich dabei auf die Verfahren, die vor dem Sondergericht Köln geführt wurden. Hierbei stehen vor allem (vermeintliche) Plünderer im Fokus.
Thema: Luise Rainer - “From head to toe Europäerin”?
Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christoph Nonn
Beschreibung:
Die Untersuchung beschäftigt sich mit der 1910 in Düsseldorf geborenen jüdischen Schauspielerin Luise Rainer, die nach ihrem Aufstieg zum gefeierten Jungstar an Theaterbühnen in der Rheinmetropole und Wien 1934 durch einen Talent Scout vom Filmstudio „Metro-Goldwyn-Mayer“ in Los Angeles engagiert wurde und dort 1937 und 1938 den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle gewann. In der Stadt an der amerikanischen Westküste entstand zur gleichen Zeit eine in ihren kulturellen Leistungen (Kulturtransfer) bedeutende Kolonie von einigen der bekanntesten aus dem NS-Reich geflüchteten Geistesgrößen, der auch die ebenfalls von den nationalsozialistischen Berufsverboten betroffene, sozialpolitisch engagierte Schauspielerin angehörte.
Vornehmliches Ziel der Dissertation ist es, Luise Rainers Stellung und Bedeutung im Netzwerk deutschsprachiger Intellektueller in Amerika, insbesondere der Emigranten-Diaspora im Los Angeles der 1930er und 1940er Jahren herauszustellen und somit zu einer Einordnung der kulturgeschichtlichen Relevanz ihrer Person zu gelangen. Da dies nur unter Berücksichtigung ihrer Haltung zur neuen Lebensumwelt vollständig verständlich wird, ist es unerlässlich, in diesem Kontext Rainers Akkulturationsverhalten im Gastland zu beleuchten. Die Beschäftigung mit der Thematik Akkulturation trägt wiederum erhellend zur bisher nur teilweise erarbeiteten Alltagsgeschichte der deutschsprachigen, intellektuellen Exilantenkolonie Südkaliforniens bei.
Während zur kulturellen Emigration aus dem NS-Reich bis heute eine unüberschaubare Fülle an Forschungsliteratur vorliegt und sich bereits auch zahlreiche internationale Veröffentlichungen der Geschichte der deutschsprachigen Intellektuellenkolonie in Los Angeles widmeten, fehlt mit Ausnahme weniger wissenschaftlicher Kurzartikel und einer romanhaften Biografie bisher eine Untersuchung, die sich genauer mit dem Gruppenmitglied Luise Rainer beschäftigt. In der Forschungsliteratur zur Elitenkolonie in Los Angeles taucht ihr Name nur sporadisch auf.
Die Untersuchung wird vor allem durch eine kontextuelle quellenkritische Auswertung erarbeitet. Bei der Akkulturationsthematik finden zudem Methoden aus dem Gebiet der Sozialwissenschaften Anwendung. Die Quellenbasis der Untersuchung bildet der in Boston befindliche umfangreiche schriftliche Nachlass Luise Rainers, der für den relevanten Zeitraum über 500 private und berufliche Briefe umfasst. Erweitert werden diese unter anderem durch den Schriftverkehr im Nachlass ihres ersten Ehemanns Clifford Odets sowie durch weitere in anderen amerikanischen und weltweiten Archiven befindliche Korrespondenzen. Darüber hinaus bilden publizierte Briefsammlungen, Tagebücher und Essays anderer Mit-Exilanten, in denen Rainers Amerikaerfahrungen thematisiert werden, wichtige Quellengruppen. Ergänzt wird das Untersuchungsmaterial schließlich durch historische und zeitgenössische Zeitungs- und Zeitschriftenartikel sowie (audio-)visuelle Quellen wie Radio- und Fernsehinterviews. Aufgrund der Schnittstelle der Arbeit an den Feldern der Exil-, NS-, Film-, Theater-, Literatur-, Kultur- und jüdischen Geschichte wird als Sekundärliteratur eine große Bandbreite thematisch relevanter Publikationen aus den verschiedenen Disziplinen herangezogen.
Abgeschlossene Dissertationsprojekte
Titel: Mahnmale als Zeitzeichen - Der Nationalsozialismus in der Erinnerungskultur Nordrhein-Westfalens
Wir verweisen hierzu auf die externe Website des transcript-Verlages.
Titel: Das Kärntner Grenzlandtheater unter NS-Herrschaft
Titel: Stellt die Pfaffen an die Wand. Die Österreichische Legion im Münsterland 1935-1938
Wir verweisen hierzu auf die externe Website des Aschendorff-Buchverlages.
Titel: Das politische Leben und Wirken des KPD/DKP-Politikers Karl Schabrod in der Bundesrepublik
Wir verweisen hierzu auf die Seite des Publikationsservice der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
Titel: Kein Sonderweg des deutschen Zionismus. Die arabische Frage in der 'Jüdischen Rundschau'
Wir verweisen hierzu auf die Seite des Publikationsservice der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.