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Isabelle Schwarzburger

Dissertation

Die Kreuzherren und ihre Bücher – Intellektuelles Leben im spätmittelalterlichen Düsseldorf

In der Universitäts- und Landesbibliothek befindet sich der wichtigste mittelalterliche Bücherschatz Düsseldorfs, die Bibliothek des dortigen Kreuzherrenkonvents. 1802 kam im Zuge der Säkularisierung der Bestand in den Besitz der Königlichen Landesbibliothek, die Vorgängerinstitution der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek.

Um 1438 gründete der Kreuzherrenorden (Ordo Sanctae Crucis) zu der Zeit noch außerhalb der Stadtmauern eine Niederlassung in Düsseldorf. Neben dem Marienstift war es für fast 200 Jahre die einzige monastische Institution in Düsseldorf. Erfasst und analysiert werden soll der Bestand bis 1620, als mit dem Jesuitenkloster eine weitere klösterliche Einrichtung in Düsseldorf gegründet wurde. Zu den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Beständen ihrer Bibliothek gehörten 94 Handschriften (92 in der ULB Düsseldorf, im Münsterarchiv und Münsterschatzkammer Essen und eine weitere in der Wiener Nationalbibliothek) und 103 Inkunabeln und nach einer aufwendigen Durchsicht aller knapp 3200 Drucke des 16. Jahrhunderts konnten weitere 54 Bände sicher den Kreuzherren zugewiesen werden. Damit war die Bibliothek nicht nur die größte in der Stadt, sondern gehörte auch innerhalb des Ordens zu den umfangreichsten.  Durch seine späte Gründung, wurde der Bibliotheksbestand parallel sowohl mit Handschriften als auch mit Inkunabeln aufgebaut. Damit können der Aufbau der Bibliothek seit der Gründung mit dem großen Medienwandel von der Handschrift zum Druck verfolgt und sowohl Erwerbsstrategien als auch Entstehungskontexte beobachtet werden. So kann anhand von genannten Vorlagen nachgewiesen werden, dass man in Düsseldorf die Literatur bevorzugt aus Köln bezog, dies hängt natürlich besonders mit der Nähe zusammen. Weitere dieser Netzwerke, mit anderen Klöstern, Personen und auch Städten sollen weiter herausgearbeitet werden.

Im Düsseldorfer Kreuzherrenkonvent gab es im 15. Jahrhundert ein funktionstüchtiges Skriptorium, 83 der überlieferten 92 Handschriften sind nachweislich in Düsseldorf geschrieben, 57 von Schreibern dieses Konvents.

Im Zuge der Arbeit soll der Bestand gesichtet, systematisiert und erstmals vollständig im historischen Kontext erfasst werden. Das Ziel ist es, das geistliche Profil, den Aufbau und den Zuschnitt der Bibliothek zu rekonstruieren. Hierfür können vergleichbare Inventare und Bibliothekskataloge anderer Kreuzherrenkonvente zur Hilfe genommen werden. So gibt es diese aus den Konventen in Hohenbusch, Wickrath, Köln, Memmingen, Huy und Lüttich. Zwar besteht für Düsseldorf eine andere Ausgangsituation, da hier ein Teil der Bücher überliefert ist, aber keinerlei Katalog oder Inventar (anders als zum Beispiel in Hohenbusch und Bentlage, hier konnten nur sehr wenige der Bücher aufgespürt und den jeweiligen Einträgen im Katalog zugeordnet werden).

Ziel ist es, durch den Bibliotheksbestand und der Arbeit der Kreuzherren einen kleinen Aspekt des intellektuellen Lebens im spätmittelalterlichen Düsseldorf herauszuarbeiten.

Weiter soll eine Tiefenanalyse der einzigartigen und bislang noch völlig unbearbeiteten Überlieferung der „Düsseldorfer Wunder“ angefertigt werden, anhand derer die Bedeutung der Kreuzherren für die junge Residenzstadt Düsseldorf herausgearbeitet werden kann. Neben der „Düsseldorfer Wunderbeschreibung“, sollen noch weitere Handschriften exemplarisch auf ihre Entstehung und Besonderheiten betrachtet werden. So verwendet ein Schreiber des Kreuzherrenkonvents eine Geheimschrift in den Marginalien und im Fließtext, die Rückschlüsse auf die Nutzung seiner geschriebenen und kommentierten Bücher zulassen.

Im Rahmen des DFG-Projektes „Die Düsseldorfer Kreuzherrenbibliothek – Rekonstruktion und vergleichende Analyse“ wird unter der Mitarbeit von Isabelle Schwarzburger, die Bibliothek digital rekonstruiert und analysiert werden. 

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