'Lienzo' wurde im Rahmen der Forschung zur Geschichtsdarstellung in Digitalen Spielen ursprünglich als Lehrveranstaltung für das Sommersemester 2014 konzipiert. Die Veranstaltung fand als Praxisseminar für fortgeschrittene BA- und MA-Studierende der Geschichtswissenschaft statt und diente dabei zugleich auch als innovatives Lehr-Lern-Projekt im Kontext der hochschuldidaktischen Weiterbildung.
Ziel des Seminars war es, gemeinsam mit Studierenden die Paramenter für die Entwicklung eines kleinen Digitalen Spiels mit historischem Inhalt zu definieren. Das geschah unter der Vorgabe, dass einerseits die Funktionalität als Spiel jenseits von didaktischen Ansprüchen gegeben sein sollte, andererseits aber auch die Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis hinsichtlich der Recherche und Dokumentation der verwendeten Informationen erfüllt werden sollten. Als thematische Grundlage diente das frühe 16. Jahrhundert, genauer gesagt die Eroberung Mittelamerikas durch spanische Conquistadoren und ihre indigenen Verbündeten. In die Form eines klassischen 2D-4X-Spiels (zweidimensionale Grafik, wesentliche Spielziele "eXpand, eXplore, eXploit, eXterminate") gebracht wurde dieses Thema über die Darstellung als lienzo, also als eine historische Quelle indigenen mittelamerikanischen Ursprungs. Ein lienzo (spanisch "Leinwand") ist ein großformatiger Stoff, auf dem Ereignisse in visueller Form aufgezeichnet wurden, und daher für die Remedialisierung im Format eines Videospiels besonders geeignet. Als Quellen zur Vorlage für die grafische Gestaltung haben wir vor allem den Lienzo de Quauhquechollan herangezogen, aber auch andere Dokumente wie den Codex Mendoza. Einen ausführlichen Projektbericht finden Sie auf dem Blog des Arbeitskreises Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele.
Durch die Unterstützung des eLearning-Förderfonds der HHU waren wir in der Lage, das zunächst nur konzeptuell entworfene Spiel in den Jahren 2015 und 2016 auch tatsächlich umzusetzen. Da es mit öffentlichen Geldern zum Zweck der Lehre und Forschung erstellt wurde, finden Sie es seit dem 31. Januar 2017 hier zum kostenlosen Download unter CC by nc-sa 4.0-Lizenz.