Wissenschaftliches und studentisches Lehr-Lern-Projekt samt Entwicklung des digitalen Spiels "Lienzo"
Lehr- und Forschungsprojekte
Ausgangspunkt dieses übergreifenden Forschungsansatzes, unter dessen Dach sich diverse konkrete Einzelprojekte versammeln sollen, ist die noch nicht ausreichend gewürdigte Beobachtung, dass sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts die Arten und Weisen der Konstruktion soziokultureller Wirklichkeit in entscheidender Weise veränderten. Im Hinblick auf zentrale Kategorien der Wirklichkeitswahrnehmung wie Raum, Mensch oder Zeit etablierten sich in diesem Zeitraum neue diskursive Formationen, durch die Phänomene der Außenwelt mit grundlegend neuen Bedeutungen ausgestattet wurden. Als Stichworte seien in diesem Zusammenhang beispielsweise der Wandel von einer Auffassung der Gegebenheit der Außenwelt zu deren Machbarkeit, der Umschwung von einer Vergangenheitsfixierung zu einer Zukunftsorientierung sowie die Zunahme einer Ökonomisierung genannt.
Die grundlegende Beobachtung der Bedeutung des 17. Jahrhunderts hinsichtlich neuer Auffassungen von Wirklichkeit ist einerseits nicht neu, sondern wird innerhalb der Wissenschaftsgeschichte als „Wissenschaftliche Revolution“, innerhalb der Philosophiegeschichte als Aufstieg von Rationalismus und Empirismus und innerhalb der Literaturwissenschaften beispielsweise unter dem Stichwort der „Querelle des Anciens et des Modernes“ schon länger diskutiert. Andererseits ist sie jedoch mit Blick auf allgemeinere politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenhänge noch weitgehend unterbelichtet. In dem Forschungsansatz einer Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts geht es daher vornehmlich um zwei Aspekte: Zum einen wird eine Synthese angestrebt, welche die Veränderungen in diesen verschiedenen Bereichen unter einem gemeinsamen interpretatorischen Dach zu versammeln sucht, zum anderen sollen statt der bisher im Vordergrund stehenden intellektuellen und gesellschaftlichen Elitenphänomene vor allem Aspekte ins Zentrum gerückt werden, die eine größere soziale Breite berücksichtigen und in einem umfassenderen Sinn kulturhistorische Relevanz aufweisen.
Die empirischen Untersuchungen werden diskursive Verschiebungen in den Mittelpunkt rücken, welche die grundlegenden Wirklichkeitsdimensionen Zeit, Raum und Mensch betreffen.