Lehre
Lehrveranstaltungen
Vorlesungen
PD Dr. Teresa Schröder-Stapper
Ein zentrales Charakteristikum der Epoche der Frühen Neuzeit stellt ihre gesellschaftliche Struktur als Ständegesellschaft dar. Diese war durch die strukturell verankerte, soziale Ungleichheit der Zeitgenossen geprägt, die ihr Alltagsleben auf allen Ebenen beeinflusste und ihren Zugang zu Ressourcen aller Art strukturierte. Die Vorlesung geht den Erscheinungsformen und der sozialen Logik ständischer Ungleichheit nach. Dabei nähert sie sich dem Phänomen ‚Ständegesellschaft‘ bewusst von deren Rändern. Denn „die Ränder der Gesellschaft [können] mehr über sie aussagen als das Zentrum“ (Otto Ulbricht). Im Mittelpunkt stehen demnach diejenigen Personengruppen, die außerhalb der ständischen Ordnung oder an deren Rand standen und gar nicht oder nur partiell an den Ressourcen partizipieren konnten. Ziel ist es nicht nur diese Außenseiter, Randgruppen und Minderheiten sowie deren Lebenswelten in den Blick zu nehmen, sondern auch nach den Mechanismen von Ausgrenzung und Teilhabe sowie deren Akteuren zu fragen.
Aufruhr und Gewalt in der Neuzeit
Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen des 500jährigen Bauernkriegsjubiläums, dem gleich zwei große Landesausausstellungen – in Thüringen und Baden-Württemberg – gewidmet sind. Wir haben dieses Jubiläum gleichsam zum Anlass für die thematische Ausrichtung des Forums Neuzeit am Institut für Geschichtswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf genommen. Dabei möchten wir aber bewusst den Bogen weiter schlagen und in den verschiedenen Beiträgen ausgehend vom „deutschen“ Bauernkrieg nach Gemeinsamkeiten ebenso wie Unterschieden von Aufruhrphänomenen über verschiedene Epochen und Räume hinweg fragen. Eine solche vergleichende Perspektive fordert dazu heraus, den Zäsurcharakter der Sattelzeit und die damit verbundene Unterscheidung zwischen vormodernem (illegitimen) Aufruhr und moderner (legitimer) Revolution, wie er insbesondere in der deutschen Forschung prominent vertreten wurde, kritisch zu hinterfragen.
Aufbauseminare
PD Dr. Teresa Schröder-Stapper
Kriminalität hatte in der Frühen Neuzeit ganz unterschiedliche Gesichter: Als kriminell galten mitunter nicht nur Mörder und Diebe, sondern auch Bettler und Wohnungslose oder die Stadtbewohnerin, die ihre Nachbarin auf offener Straße beschimpfte. Anhand verschiedener Fallbeispiele werden im Seminar unterschiedliche Felder frühneuzeitlicher Kriminalität und Devianz auf der Grundlage von Sekundärliteratur und Originalquellen betrachtet. Dabei geht es nicht zuletzt darum, die Zuschreibungsprozesse, wer oder was zu welchem Zeitpunkt als kriminell oder deviant galt, zu rekonstruieren. Ziel ist es neben unterschiedlichen Akteuren, Diskursen und Praktiken frühneuzeitlicher Kriminalitäts- und Strafpraxis zugleich grundlegende Ordnungsvorstellungen der frühneuzeitlichen Epoche kennenzulernen.
André Ingendae M.A.
Schwer ist das Haupt, das die Reichskrone trägt. Den römisch-deutschen Kaisern, den Oberhäuptern des Heiligen Römischen Reiches, kam nach dem Anspruch ihres Kaisertums der Vorrang vor allen anderen Fürsten und Monarchen zu. Denn ihre Herrschaft verstanden die Kaiser im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit als Kontinuität des antiken römischen Kaisertums. Demnach führte eine direkte Linie von Augustus über Tiberius und Caligula bis zum letzten "römischen" Kaiser Franz II., der die Reichskrone im Jahr 1806 niederlegte. Der universale Anspruch des Kaisertums deckte sich zu fast keinem Zeitpunkt mit der Herrschaftssituation der jeweiligen Kaiser. Nicht nur ihr Einfluss in Europa, sondern auch ihr Einfluss im Reich unterlag starken Schwankungen. Allen Verwerfungen zum Trotz bestand das Kaisertum als Institution jahrhundertelang und seine zahlreichen Inhaber machten sich dieses Amt stets aufs Neue zu eigen.
Was war das für ein Reich, an dessen Spitze die Kaiser standen? Wie schwer war die Krone und wie trägt man sie richtig? Was machte das Kaisertum konkret aus? Diesen grundlegenden Fragen wird das Seminar zu Beginn nachgehen. Anschließend wird die Entwicklung des Kaisertums vom Spätmittelalter bis zum Ende der Frühen Neuzeit am Beispiel von vier Kaisern untersucht. Hierbei werden nicht nur die Herrschaftspraxis und die Herrschaftsinszenierung beleuchtet, sondern auch die vier Kaiser als Menschen in ihrer Zeit in den Blick genommen.
Vertiefungsseminare
PD Dr. Sebastian Hansen
An Selbstbewusstsein mangelte es Johann Wolfgang Goethe nicht. Gleich zu Beginn seiner autobiographischen Schrift „Dichtung und Wahrheit“ stellt er die Besonderheiten seiner Geburt heraus. Der Weg zu einer solchen besonderen Betrachtung der eigenen Persönlichkeit war jedoch weit. Zu Beginn der Neuzeit, 300 Jahre vor Goethes Niederschrift der ersten drei Bände von „Dichtung und Wahrheit“ (1811-14), galten noch andere Maßstäbe. Und doch: Auch hier treffen wir bei Albrecht Dürer oder Martin Luther auf selbstbewusste Persönlichkeiten und ihre unterschiedliche Beschäftigung mit dem eigenen Ich. Aber auf ganz andere Art eben. Das Seminar nimmt einige Beispiele in den Blick, um die Individualität in Selbstzeugnissen in der Frühen Neuzeit näher zu beleuchten. Dazu gehören prominente Persönlichkeiten wie Dürer und Luther, Michel de Montaigne und Samuel Pepys, Jean-Jacques Rousseau und Goethe. Aber auch weniger bekannte Ichs.
PD Dr. Tobias Winnerling
Dr. Jörg Vögele
Ausgehend von der klassischen These, dass zwischen demographischen Strukturen bzw. Entwicklungen sowie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen eine starke Wechselwirkung besteht, steht im Seminar eine Analyse und Diskussion der Bevölkerungsentwicklung Europas während des Demographischen und Epidemiologischen Übergangs vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart im Mittelpunkt. Dabei sollen Heiratsmuster herausgearbeitet und der langfristige Wandel von Geburten- und Sterberaten im gesellschaftlichen Kontext untersucht werden. Ein besonderer Stellenwert kommt ebenfalls den Migrationsbewegungen zu - sowohl den stark wirtschaftlich motivierten Wanderungen im Zeitalter der Industrialisierung als auch der Flucht und Vertreibung im 20./21. Jahrhundert
Projektseminare
Übungen
PD Dr. Teresa Schröder-Stapper
2025 steht ganz im Zeichen des 500jährigen Jubiläums des „Deutschen Bauernkrieges“. In der Übung werden wir aus zwei Perspektiven auf das Phänomen schauen: Zum einen werden wir uns mit den verschiedenen Forschungsperspektiven auf den Bauernkrieg beschäftigen und dessen Forschungsgeschichte rekonstruieren. Zum anderen widmen wir uns der Wahrnehmung des Bauernkrieges durch die Zeitgenossen und der Erinnerung an den Bauernkrieg bis in die heutige Zeit. In diesem Zusammenhang werden wir sowohl mit Mitarbeitern des Baden-Württembergischen Landesmuseums über die Konzeption der virtuellen Landesausstellung diskutieren als auch in einer Tagesexkursion das Bauernkriegsmuseum in Böblingen besuchen.
PD Dr. Tobias Winnerling
PD Dr. Teresa Schröder-Stapper
In der Master-Übung nehmen wir den Siebenjährigen Krieg aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick: War der Fokus der Forschung lange Zeit auf die Rolle Preußens und die Figur Friedrichs II. aus einer politik- und militärgeschichtlichen Perspektive gerichtet, so wurde der Siebenjährige Krieg in jüngerer Zeit sowohl als Medienkrieg als auch als erster Krieg mit globalen Ausmaßen betrachtet. In der Übung werden wir auf der Grundlage von Sekundärliteratur und Quellenmaterial die unterschiedlichen Perspektiven (Militärgeschichte, Politikgeschichte, Alltagsgeschichte, Umweltgeschichte, Materialitätsforschung, Mediengeschichte, Globalgeschichte) und deren Besonderheiten rekonstruieren und gegenüberstellen. Ziel ist es, nicht allein die Komplexität des Ereignisses in den Blick zu nehmen, sondern auch die verschiedenen Forschungsperspektiven in ihrer Standortgebundenheit zu historisieren.
Laura Seithümmer M.A.
Wie funktioniert wissenschaftliches Schreiben? Wo finde ich Literatur und Quellen und wie gehe ich mit ihnen um? Worauf muss ich im Prozess achten? Antworten auf diese Fragen zu finden ist das Ziel unseres Seminars. Neben wissenschaftlichem Schreiben und Literaturrecherche als Grundpfeiler einer jeden Arbeit, werden wir uns auch mit Lese- und Lernstrategien, verschiedenen Formen von wissenschaftlichen Arbeiten und Zeitmanagement beschäftigen. Dadurch sollen und werden Sie für sich einen ganz individuellen Plan für ihre Arbeitsweise entwickeln und diesen durch praxisnahe Übungen im Seminar anwenden.
PD Dr. Sebastian Hansen
Goethe war zwar 1789 nicht in Paris, aber die Revolution beschäftigte ihn seither intensiv. „Denn wer leugnet es wohl, daß hoch sich das Herz ihm erhoben, / Ihm die freiere Brust mit reineren Pulsen geschlagen, / Als sich der erste Glanz der neuen Sonne heranhob, / Als man hörte vom Rechte der Menschen, das allen gemein sei / Von der begeisternden Freiheit und von der löblichen Gleichheit!” So formulierte es der Dichter pathetisch in seinem bürgerlichen Epos „Hermann und Dorothea”. Allerdings erst 1797. Bis dahin hatte die Revolution auch ihre blutige Schreckensseite gezeigt.
Das Seminar möchte einen Blick auf Goethe als Zeuge dieser Zeitenwende werfen, indem wir seine facettenreiche Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution sowohl in den 1790er Jahren als auch im späteren Rückblick betrachten. Zu den zentralen Quellen gehören jenseits seiner Briefe und zeitgenössischen Notizen: „Der Bürgergeneral” (1791), „Die Aufgeregten” (1793), „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter” (1795)”, „Hermann und Dorothea” (1797) sowie jene beiden Schriften, in denen er seine Erlebnisse während des hautnah miterlebten Revolutionskriegs schildert, nämlich „Die Belagerung von Maynz” und „Campagne in Frankreich” (1822).
Laura Seithümmer MA
Der Unterschied zwischen jüdischen und christlichen Mitgliedern der frühneuzeitlichen Gesellschaft beschränkte sich nicht allein auf die Religion. Jüd*innen hatten mit diversen antijüdischen Gesetzgebungen, Ausgrenzungen, Vertreibungen und Angriffen zu kämpfen, die ihr tägliches Leben bestimmten. Das ist aber selbstverständlich nur die eine Seite der Medaille. Im Seminar wollen wir uns diese komplizierten Lebensumstände zunächst im Allgemeinen und dann anhand einiger Beispiele anschauen.
Kolloquien
PD Dr. Teresa Schröder-Stapper
Das Kolloquium ist in erster Linie ein Forum für die Vorstellung von Abschlussarbeiten (Master & Dissertation), soll darüber hinaus aber auch Raum für die Diskussion aktueller Debatten in der Geschichte der Frühen Neuzeit und der Geschichtstheorie bieten.
Für Masterstudierende ist der Besuch des Masterforums und des Forums Neuzeit obligatorisch.