Forschung
Laufende Qualifikationsarbeiten
Habilitationsprojekte
Dr. Roland Färber
Habilitationsprojekt
Reichsbildungen und Verfassungsformen, Religions- und Kulturentwicklungen, Wirtschaft und Verwaltung sind für die Epoche des Hellenismus (ca. 336–30 v. Chr.) in langer Tradition mannigfach erforscht worden. Was bislang aber weitgehend ausgeblieben ist, ist eine Verbindung all dieser lebensweltlichen Bereiche mit dem sie fundamental bestimmenden und strukturierenden Prinzip, der Zeit. Meine Habilitationsschrift will diese Verbindung erstmals in umfassender Weise herstellen. Indem sie nach dem Funktionieren griechischer Polisgesellschaften unter zeitlichem Aspekt fragt, nimmt sie eine Position zwischen den etablierten Forschungsgebieten ein, der Geschichte der hellenistischen Polis einerseits und der antiken Chronologie andererseits.
Konkret geht es um die soziale Organisation polisinterner und polisübergreifender Zeit, um die damals geläufigen Auffassungen von Zeitlichkeit und um die verwendeten Codes und Zeitbegriffe, die der Koordination gemeinschaftlicher oder überregionaler Aktivitäten zugrunde lagen. Auf diesem Gebiet hat der Hellenismus aufschlussreiche Dynamiken vorzuweisen: So etwa den Einzug der Stunde für die Unterteilung des Tageslaufs ab dem 4. Jahrhundert und, eng damit zusammenhängend, die Verbreitung von Sonnen- und Wasseruhren. Aufkommende imperiale Zeitordnungen wie der makedonische Kalender in den Diadochenreichen oder der römische Kalender im Zuge der Provinzialisierung des Ostens schlugen sich auf die lokalen Praktiken nieder. Der regionale Fokus des Vorhabens liegt auf den Städten im griechischen Mutterland und im westlichen Kleinasien.