Das Team im Detail
Aufgabenfelder
Aktuelle Sonderaufgaben
Mittelbauvertreter im Vorstand des Instituts für Geschichtswissenschaften
Homepageredakteur Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit
Mitkoordinator der Ringvorlesung "Studium und Beruf" im Wintersemester 21/22
Vita
Seit 2018
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
2017–2018
Wissenschaftliche Hilfskraft/Freier Mitarbeiter
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
2017–2018
Wissenschaftliche Hilfskraft Bachelor
Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
2015–2017
Studentische Hilfskraft
Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
2013–2019
Studium
der Geschichte und Philosophie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
2015–2018
Stipendiat
im Rahmen des Deutschlandstipendiums
Dissertationsprojekt
Individuelle Kriegsmotivationen und Überlebensstrategien von Söldnern im Dreißigjährigen Krieg [vorläufiger Arbeitstitel]
1625 überquerte ein Müller aus der Umgebung von Magdeburg nach einer weiten Reise die Alpen – sein Ziel: Oberitalien. Jedenfalls kam der Städtebummler mit dem Namen Peter Hagendorf nicht viel weiter, bevor er sich in Brescia einem Söldnerregiment unter venezianischem Befehl anschloss. Über seine Gründe für diesen folgenreichen Schritt, an dessen Ende über 20 Jahre Solddienst im verheerenden Dreißigjährigen Krieg stehen werden, schrieb Hagendorf in seinem Tagebuch keine einzige Zeile. Diese Problematik zieht sich durch alle Selbstzeugnisse und Quellen von oder über Söldner dieser Zeit. Seien es Tagebücher, Briefe oder Gerichtsakten: Die Motivation in ein Söldnerheer einzutreten, war entweder den Akteuren selber unklar oder so trivial, dass diese keine Zeile ihres kostbaren Papiers an solche Belanglosigkeiten verschwenden wollten.
Aus der retrospektiven und wissenschaftlichen Sicht bleibt die Frage nach dem Wieso? dennoch wichtig. Ohne die bereitwilligen Berufskrieger wäre der Dreißigjährige Krieg, in den Hagendorf und mehrere hunderttausend andere Söldner verwickelt waren, nicht möglich gewesen. Doch wieso ließen sich so viele bereitwillig auf den Werbeplätzen in die langen Regimentslisten eintragen? Zum Krieg treibende abstrakte Konstruktionen wie ideologische oder religiöse Überzeugung, Zwangsrekrutierungen oder blühender Patriotismus waren den militärischen Akteuren des Dreißigjährigen Krieges mehr als fern. Trotzdem fanden sich immer genug Freiwillige, die bereit waren den anfänglichen Konfessionskonflikt mit Säbel und Muskete für Liga oder Union auszufechten. Was hat Sie aber dazu bewegt, eine nomadenartige und ständigem Wandel unterworfene Lebensweise sogar vertraglich mit der Entgegennahme des ersten Soldes festzuhalten?
Waren es tatsächlich nur seine von der Reise abgenutzten Schuhe und sein leerer Geldbeutel, die Hagendorf und seine Kameraden in den Solddienst trieben? In der Forschung liegt hier eine deutliche Überfokussierung auf einer überwiegend materiellen Motivation1: Sold, Beute und Reichtum konnten dem einfachen Mann im Solddienst winken und sollen letzteren attraktiv gemacht haben. Ein einfacher Blick in die Quellen genügt aber, um zu erkennen, dass eben jene Erwartungen für den einfachen Söldner meist ausblieben. Deshalb äußerst die neuere Forschung allmählich die Vermutung, dass „das landläufig genannte Kriterium, es handle sich beim Solddienst um kriegerische Gewaltausübung allein aufgrund von Entlohnung, so nicht immer zutrifft und zuweilen nicht einmal im Vordergrund zu stehen scheint.“2 Systematisch untersucht wurde diese Vermutung bisher jedoch nicht.
Das Dissertationsprojekt, welches aus meiner Masterarbeit hervorgegangen ist, versucht deshalb, an zeitgenössischen Selbstzeugnissen und Quellen militärischer und ziviler Herkunft zu erörtern, wieso Zivilisten zu Söldnern wurden und Söldner trotz enttäuschter Erwartungen Söldner blieben. Es erweitert die bisher überbetonte Monokausalerklärung des Kriegsdienstes gegen Geld um soziale, religiöse, gesellschaftliche sowie grundlegende Aspekte wie Gesundheit und Lebensumstände. Der räumliche und zeitliche Rahmen wird dabei durch den Dreißigjährigen Krieg als Zenit und Untergang des Söldnerzeitalters gesetzt. Um die einzelnen Motivationen dezidiert zu extrahieren, wird zusätzlich eine eigene Methodik und kategorische Vorgehensweise erarbeitet werden, die in Anlehnung an die Arbeit von Ilya Berkovich3, schon im Masterprojekt Anwendung fand, nun aber eigens für den Dreißigjährigen Krieg neuentwickelt werden soll. Am Ende des Projekts soll schließlich eine quellenbasierte multiperspektive Betrachtung der Kriegsmotivationen von Söldnern im Dreißigjährigen Krieg stehen, die nicht nur Einzelschicksale erklärt, sondern auch eine grundlegende Basis für die Beantwortung der Frage – Wieso Krieg? – liefern soll.
1 Sikora, Michael: Söldner – historische Annäherung an einen Kriegertypus, in: Geschichte und Gesellschaft 29/2 (2003), 210–238, hier 198.
2 Xenakis, Stefan: Gewalt und Gemeinschaft. Kriegsknechte um 1500 (=Krieg in der Geschichte (KRiG), Bd. 90), Paderborn 2015, S. 12.
3 Berkovich, Ilya: Motivation in War. The Experience of Common Soldiers in Old-Regime Europe, Cambridge 2017.
Publikationsverzeichnis
Rezensionen
Rezension zu Meumann, Markus; Andrea Pühringer (Hrsg.): The Military in the Early Modern World. A Comparative Approach (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; Bd. 26), Göttingen 2020, in: Zeitschrift für Historische Forschung [in Vorbereitung].
Rezension zu Furrer, Norbert: Der arme Mann von Brüttelen. Lebenswelten eines Berner Söldners und Landarbeiters im 18. Jahrhundert, Zürich 2020, in: Zeitschrift für Historische Forschung [im Druck].
Rezension zu Görgen, Arno; Simond, Stefan Heinrich (Hrsg.): Krankheit in digitalen Spielen. Interdisziplinäre Betrachtungen, Bielefeld 2020, in: sehepunkte.de, 2021, URL: http://www.sehepunkte.de/2021/05/34877.html.
Rezension zu Rogger, Philippe; Regula Schmid (Hrsg.): Miliz oder Söldner? Wehrpflicht und Soldienst in Stadt, Republik und Fürstenstaat 13.–18. Jahrhundert (= Krieg in der Geschichte, 111), Paderborn 2019, in: Zeitschrift für Historische Forschung 47/4 (2020), S. 668f.
Ausstellungen
(gemeinsam mit Jürgen Müller u.a.:) August Sanders unbeugsamer Sohn. Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im Zuchthaus Siegburg 1935-1944, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, 23. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016.
(gemeinsam mit Thomas Gerhards, Uta Hinz, Chantal Marazia u.a.:) 1968 – „Uni: Normaler Lehrbetrieb”? Studentischer Protest in Düsseldorf 1967–1977, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, 17. Mai bis 22. Juli 2018.
Vorträge
Entscheiden und Handeln im Schatten der Krise. Überlebens- und Handlungsstrategien von Söldnern und Zivilisten im Dreißigjährigen Krieg, Examens- und Promotionskolloqium des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit und Geschlechtergeschichte an der Ruhruniversität Bochum, 2021.
„… denn ich bin ganz abgerissen gewesen.“ Der Dreißigjährige Krieg als Zukunftsstrategie seiner militärischen Kleinstakteure, Forschungskolloquium des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 2021 (Online-Ersatzveranstaltung).
Ordnung oder Gewalt? Situativer und intentioneller Kontrollverlust von Politik und Militär im Dreißigjährigen Krieg, Jahrestagung des AKM 2020,
2021 (Online-Ersatzveranstaltung).
Kriegsmotivationen von Söldnern des Dreißigjährigen Krieges. Eine Spurensuche in Gerichtsakten und Beweismitteln, "An die Gerichtsakten, fertig, los!" 18. Nachwuchsworkshop des Netzwerks Reichsgerichtsbarkeit, Wetzlar 2020.
Mitgliedschaften
Arbeitskreis Militär und Gesellschaft der Frühen Neuzeit e.V.
Arbeitskreis Militärgeschichte e.V.
Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands