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Die GeSoLei im historischen Kontext

Die GeSoLei im historischen Kontext

Warum Düsseldorf?

Dass die Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GeSoLei) 1926 in Düsseldorf stattfand, ist alles andere als ein historischer Zufall. Die Veranstalter hatten sich im Vorfeld genau überlegt, wo die Ausstellung stattfinden sollte. Schließlich war der „Wiederaufbau des deutschen Menschen“ das ausgegebene Ziel. Der Standort Düsseldorf brachte dabei gleich zwei entscheidende Vorteile mit sich. Zum einen war die Stadt bereits zuvor Schauplatz großer Ausstellungen gewesen und somit auf den Andrang der Besuchermassen eingestellt. Zum anderen eignete sich Düsseldorf durch seine Rheinlage perfekt, um die traumatisierende jüngste deutsche Vergangenheit aufzuarbeiten, die mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg begonnen und in der Rheinlandbesetzung ihren Höhepunkt gefunden hatte.

Der historische Kontext

Neben wirtschaftlichem Niedergang, Tod und Leid hatte der Krieg nicht nur physische Auswirkungen mit sich gebracht. Das Ende des Großmachtstatus', gekennzeichnet durch den Verlust der kolonialen Besitzungen, wurde in der Öffentlichkeit als heftige Demütigung wahrgenommen. Die „Dolchstoßlegende“ und die „Kolonialschuldlüge“ resultierten direkt aus diesen Ereignissen. War doch die einstmals große Nation, die noch wenige Jahrzehnte zuvor den Erbfeind Frankreich besiegt hatte, nun durch die Bestimmungen im Versailler Vertrag allein für den Krieg verantwortlich gemacht worden. Gerade die männliche Bevölkerung sah sich mit persönlichen Traumata konfrontiert. Traditionellen männlichen Rollenerwartungen wie etwa dem Schutz der Familie oder der Nation konnten sie nicht mehr gerecht werden. Gerade Kriegsverletzungen und Invalidität stellten daher bei der Wiedereingliederung der Soldaten in die Gesellschaft erhebliche Probleme dar. Die im Zuge der Rheinlandbesetzung erfolgte Stationierung schwarzer Soldaten durch Frankreich verschärfte die Situation weiter.

Die Veranstalter der GeSoLei sahen ob dieser Gegebenheiten dringenden Handlungsbedarf. Die Bevölkerung in Deutschland musste in ihren Augen aus ihrem desolaten Zustand befreit werden. Der einzig mögliche Weg zu der alten Größe des Deutschen Reichs von 1871 stellte für sie die Gesundung des Volkskörpers dar. Die GeSoLei sollte wie eine Medizin die durch den Krieg erlittenen Verletzungen heilen helfen. Gerade der Aspekt der Hygiene stand daher im Mittelpunkt der Ausstellung.

Die Initiatoren der GeSoLei

Führt man sich die Ziele der GeSoLei vor Augen, verwundert es nicht, das die Ausrichter allesamt hochrangige Hygieniker und Ärzte waren und damit ausgewiesenen Experten in ihrem Fach.
Leiter der Bereiche Gesundheit und Sozialhygiene war der jüdische Hygieniker Prof. Dr. Arthur Schlossmann. Er galt als Fachmann für Säuglings- und Kindergesundheit. In Düsseldorf setzte er sich für den Bau einer Kinderklinik ein und wurde 1923 zum Professor an der „Medizinischen Akademie Düsseldorf“ ernannt, aus der letztlich die heutige Heinrich-Heine-Universität hervorgegangen ist.

Besonders stark engagierte sich auch die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“ bei der Konzeption der Ausstellungsgebäude. Daneben arbeiteten die Ausrichter der GeSoLei eng mit dem „Deutschen Hygiene-Museum“ in Dresden zusammen, das 1912 nach der ersten „Internationalen Hygieneausstellung“ gegründet worden war.
Darüber hinaus waren die GeSoLei-Initiatoren auch international vernetzt und arbeiteten unter anderem mit Hygienikern aus den Niederlanden zusammen und knüpften mit der Ausstellung an einen international geführten Hygienediskurs an.