Verschwörungstheorien in historischer Perspektive
Verschwörungstheorien umgeben uns scheinbar überall. Aber nicht nur die aktuelle Medienberichterstattung ist voll von Fiktionen über geheime Machenschaften und Pläne, über Drahtzieher und deren Marionetten. Selbst Staatsführungen greifen auf sie zurück. Denn Verschwörungstheorien zeichnen sich durch eine klare Botschaft aus: Sie versuchen, komplexe, als Missstand wahrgenommene Zusammenhänge monokausal als Machenschaften einer Gruppe von Verschwörern zu erklären. Etwa, wenn das Konstrukt vom „Jüdischen Bolschewismus“ „die Juden“ zum Drahtzieher der Oktoberrevolution macht – eine Vorstellung die nach Westen ausstrahlte, um insbesondere in den kriegstraumatisierten und krisengeschüttelten jungen Nachkriegsstaaten Europas ihre eigentliche Konjunktur zu erleben. Oder wenn die landwirtschaftliche Krise im Ostmitteleuropa im Kalten Krieg mit dem Abwurf von „Amikäfern“ im Auftrag von Militär und Wallstreet oder Sabotage durch „bourgeoise Zionisten“ erklärt wird. Verschwörungstheorien waren (und sind) zur Vermittlung bestimmt. Die medialen Produkte – Text- und Bildquellen - werden vergleichend analysiert. Erste Ergebnisse im Rahmen der Lehre sind die Ausstellung „Wer zog die Drähte? Verschwörungstheorien im Bild“ (Wintersemester 2010/2011) sowie der gleichnamige Ausstellungskatalog, der dank finanzieller Unterstützung 2012 bei Düsseldorf University Press erscheinen konnte.
Verschwörungstheorien im Bild
Ausstellung
Die aus dem Projektseminar „Verschwörungstheorien im Bild“ (Dr.Ute Caumanns) entstandene Ausstellung zeigte die Entwicklung und Vermittlung von Verschwörungstheorien im Bild an Hand von sechs historischen Fallbeispielen seit dem 15. Jahrhundert. Während sich die Mechanismen der Verschwörungstheorie als anthropologische Konstante trotz dieses langen Zeitraums stark ähneln, scheinen ihre bildlichen Manifestationen immer wieder neu erfunden worden zu sein. Nicht zuletzt deshalb sind Bilder die Stars dieser Ausstellung. Das ausgewählte Material ist erschütternd, komisch, grotesk, manchmal auch abstoßend. Nicht die künstlerische Qualität der Bilder ist das entscheidende Auswahlkriterium gewesen, sondern ihr Wirkungsgrad als historische Quelle.
Die Ausstellung wurde vom 25. März bis 06. Mai 2011 an der HHU gezeigt.
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Tagung
Verschwörungstheorien umgeben uns scheinbar überall. So trivial sich ihr Inhalt auch geben mag, so kompliziert erweist sich bei näherer Betrachtung ihr Wirkungsmechanismus. Theorien über Verschwörungstheorien beziehen sich bisher vor allem auf Texte. Worte wirken aber durch Bilder und schaffen Bilder. Diesen Zusammenhängen ging die Tagung nach. Das Programm finden Sie hier.
Ausstellungskatalog
Studierende der Geschichtswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben im Wintersemester 2011/12 gemeinsam einen Ausstellungskatalog zur Visualisierung von Verschwörungstheorien erarbeitet. Die Publikation ist unter dem Titel „Wer zog die Drähte? Verschwörungstheorien im Bild“ erschienen.