Schauprozesse und Kalte Krieg in Ostmitteleuropa,1948-1956
Die politischen Prozesse, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den osteuropäischen Volksdemokratien gegen Oppositionelle wie Kommunisten stattfanden, gelten zu Recht als Höhepunkte stalinistischen Terrors. Sie werfen ein Schlaglicht auf Repressions- wie auf Integrationsversuche im Sozialistischen Lager und damit in einer zentralen Konfliktzone des Kalten Krieges. Das Vorhaben untersucht an Fallbeispielen die kommunikativen Anstrengungen, die seitens der politischen Führungen unternommen wurden, um möglichst große Teile der Bevölkerung anzusprechen und einzubinden. Schauprozesse sollen auf ihre Inszenierung und Medialisierung hin untersucht werden.
Im Rahmen der Lehre (Wintersemester 2014/15 und Sommersemester 2015) ist dazu mit finanzieller Unterstützung des Lehrförderfonds der HHU eine Online-Ausstellung entstanden. Unter dem Titel Schauprozesse – Inszenierung und Medialisierung politischer Justiz in Osteuropa werden zahlreiche multimediale Exponate zu zehn Prozessen aus vier osteuropäischen Staaten präsentiert. Im Mai 2022 fand an der HHU eine internationale Tagung, die sich ebenfalls mit den Inszenierungen und Medialisierungen befasst hat. Ein Tagungsband ist in Vorbereitung.
Online-Ausstellung: Schauprozesse – Inszenierung und Medialisierung politischer Justiz in Osteuropa
Studierende der Geschichtswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben gemeinsam eine Online-Ausstellung zu Schauprozessen in Osteuropa erarbeitet. Unter dem Titel Inszenierung und Medialisierung politischer Justiz in Osteuropa werden zahlreiche multimediale Exponate zu zehn Prozessen aus vier osteuropäischen Staaten präsentiert.
Stalinistische Schauprozesse sind Gegenstand ganz verschiedener Wissenschaftsdisziplinen geworden. Lange kamen entscheidende Impulse aus den Forschungen zu Opfern, später Tätern, und mit Blick auf die politische Vorgeschichte. Die Ausstellung will dieses Phänomen einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Sie geht davon aus, dass Schauprozesse weniger juristische Verfahren als mediale Ereignisse sind. Damit rücken sowohl der Gerichtssaal als Ort der Inszenierung wie auch die (massenmediale) Vermittlung der Prozesse in den Fokus.
Es geht insofern um die „Schau“ in Schauprozessen: Auf der Grundlage von Fallbeispielen präsentiert die Online-Ausstellung Aspekte der Inszenierung und Medialisierung dieser Form der politischen Justiz. Gezeigt werden Bilder, Karikaturen, Zeitungsartikel, Audio- und Videosequenzen sowie Auszüge aus den Prozessprotokollen und anderen Publikationen zu zehn Prozessen aus vier Staaten: aus der Sowjetunion der 1920er und 30er Jahre sowie aus drei Staaten des Sozialistischen Lagers – Ungarn, Tschechoslowakei und DDR – in der Frühphase des Kalten Krieges. Ergänzt wurde dieser Länderbezug durch einen Querschnittsbereich „Westliche Rezeption“.