Was von der GeSoLei geblieben ist
Was von der GeSoLei geblieben ist
Da sich uns im Rahmen des Projekts die Frage aufdrängte, ob auch das koloniale Erbe der GeSoLei beachtet und welche Rolle es für die Stadt spielen würde, wir aber keine genaue Antwort finden konnten, möchten wir hier versuchen, in kurzen persönlichen Statements dieser Frage nachzugehen.
„Obwohl die GeSoLei 1926 über 7,5 Millionen Menschen anzog und damit zur größten Ausstellung der Weimarer Republik wurde, ist sie heute den wenigsten bekannt. Allerdings prägen die monumentalen Bauten noch immer das Stadtbild Düsseldorfs. Die Rheinterrasse mit der Tonhalle und dem Ehrenhof ist gerade in Zeiten des Public Viewing ein vielbesuchter Publikumsmagnet der Stadt. Es verwundert daher nicht, dass die kritische Reflexion der eigenen städtischen Vergangenheit alles andere als weit verbreitet ist. Als ein Beispiel kann hier die aktuelle Internetpräsenz der Rheinterrasse dienen, die das Bauwerk als passenden Ort für Großveranstaltungen anpreist. So biete die Rheinterrasse mit ihrem mondänen Ambiente der <wilden Zwanziger Jahre> eine atemberaubende <Bühne> für Feierlichkeiten. Wer hier nach auch nur einem Wort über Aspekte wie Kolonialismus oder Rassenhygiene sucht, wird sicherlich nicht fündig. Selbst der Projektgruppe war diese Vergangenheit der heute so berühmten Bauwerke vorher nicht bewusst. Dies ist selbst bei einem Großteil der Düsseldorfer der Fall. Das Projekt soll daher auch zu einer kritischen Reflexion mit der eigenen lokalen Vergangenheit anregen."
Christian Michel
„Ohne Zweifel spielt die GeSoLei eine große Rolle im Gedächtnis der Stadt. Die Rheinterrassen, der Ehrenhof und die Tonhalle zählen zu den Sehenswürdigkeiten Düsseldorfs und sind Zentren des kulturellen Lebens. Ohne Zweifel ist es aber so, dass die Wenigsten um den Kontext und entscheidender Elemente der Ausstellung wissen. Die GeSoLei wird sogar gelegentlich, wie in einem Beitrag eines lokalen TV-Senders, für ihre Verbindung von 'medizinischer Aufklärung' und 'Freizeitvergnügung' gelobt. Dass aber auch kolonialistische und auch rassistische Beiträge im Zentrum der Ausstellung eben in Verbindung mit der 'medizinischen Aufklärung' ausgestellt wurden, wird nicht gewusst oder sogar verdrängt. Bei den architektonischen Überbleibseln der GeSoLei kommt noch hinzu, dass es mehrfach Umbauten im Lauf der Jahre gab. Die Gebäude änderten sich und die Stadt auch. Das Gesamtbild der Architektur nimmt zusätzliche Elemente auf, womit die einstige Darstellung auch gebrochen ist. So verhält es sich auch mit damaligen Ideologien und Diskursen. Sie tauchen in gewandelt Fetzen auf oder werden als Verdrängtes unbewusst reproduziert. Es wäre ein Fehler zu glauben, dass das unmittelbar dasselbe wäre. Ich denke aber nicht, dass dies in einem so kleinen Rahmen gilt. Es handelt sich einfach um ein Nicht-Wissen bezüglich der kolonialen Elemente auf der GeSoLei. Die Verdrängung findet im großen Rahmen statt. Der Selbstbetrug beginnt dort, wo ignoriert wird, was Medizin damals bedeutete und so taucht dort auch heute erst das Verdrängte wieder auf. Die Gebäude könnten als Mahnmäler fungieren. Das tun sie aber derzeit nicht.“
Marcel Kleufer
"Auch, wenn die GeSoLei die größte und wichtigste Ausstellung der Weimarer Republik war, sind die Überbleibsel als solche meist unbekannt. Die Wenigsten machen sich heute noch Gedanken darüber, in welchem Zusammenhang die Gebäude entstanden oder welche Ideologie mit ihnen verknüpft war. Sie gehören heute wie selbstverständlich zum Stadtbild Düsseldorfs und werden nicht in ihrer Vergangenheit hinterfragt, sondern einfach in ihrem heutigen Sinne genutzt und verstanden.
Grund dafür ist meiner Meinung nach vor allem das Fehlen von historischem Wissen über die Kolonialzeit. Aus vielen Köpfen ist sie einfach verschwunden und in den Schulen wird dieses Thema zu wenig oder sogar gar nicht angesprochen. Daher kann auch kein Interesse an ihr geweckt und Schüler und angehende Studenten nicht für sie sensibilisiert werden. Ich hoffe, dass wir durch unser Projekt einige Bewohner Düsseldorfs an die koloniale Vergangenheit ihrer Stadt erinnern und sie ein Stück weit dafür sensibilisieren können."
Pascal Garthof