Zum Inhalt springenZur Suche springen

Mek'ele, Äthiopien

Mek'ele, Äthiopien

Eine Gelegenheit der besonderen Art ergab sich für zwei unserer Hilfskräfte, als sie die Möglichkeit erhielten, ein eigenständig erarbeitetes Paper auf der Internationalen Konfe-renz für Äthiopistik an der Universität der äthiopischen Stadt Mek’ele vorzutragen. Ka-tharina Ritter und Konstantin Winters hatten die Beschreibung einer äthiopischen Ge-sandtschaft an den Papst im liturgischen Handbuch eines päpstlichen Zeremonienmeis-ters aus dem Jahr 1508 analysiert und daraus Rückschlüsse auf die gegenseitigen Wahr-nehmungen zwischen Westeuropa und dem ostafrikanischen Kaiserreich gegen Ende des europäischen Mittelalters gezogen. Betreut wurde das Projekt von Dr. Philipp Sten-zig, der das oben genannte Handbuch in seiner Dissertation 2014 ediert hatte; das erar-beitete Paper könnte also in gewisser Weise als Nutzbarmachung seiner Edition für ein speziell äthiopistisches Erkenntnisinteresse gewertet werden.

Am 30. September machten sich die angehenden Nachwuchsforscher auf den Weg von Düsseldorf über Frankfurt und Addis Abeba nach Mek’ele im Norden von Äthiopien, von wo aus sie nach einer gelungenen Präsentation mit positiven Rückmeldungen und einigen neugeknüpften Kontakten zu jungen wie etablierten Wissenschaftlern gleicher-maßen am 06. Oktober nach Deutschland zurückkehrten. Auch abseits der Konferenz gewonnene Impressionen werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben von einem Land, das sich im Umbruch befindet; das gerade erst den zwanzigjährigen Kriegszu-stand mit seinem Nachbarland Eritrea überwunden hat; dessen Währung am Boden liegt; in dessen Grenzen aber allerorts eine positive Aufbruchsstimmung zu spüren ist, sich mit den drängenden wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Problemen kritisch und konstruktiv auseinanderzusetzen. Diese Aufbruchsstimmung spiegelte sich konsequen-terweise auch in vielen Vortragsreihen der Konferenz nieder:

Sollte der Konsum der Volksdroge Cha’at reglementiert werden, und wenn ja, wie? Wie kann der Nil dazu genutzt werden, um Dürreprobleme zu lösen? Welche Potentiale und Gefahren bergen verschiedene Staudammprojekte? Ist Sklaverei wirklich überwunden, oder wurde sie nur in Erwerbsarbeit unter unkontrollierten und menschenunwürdigen Bedingungen transformiert? Wie können begabten jungen Menschen aus ärmeren Bevöl-kerungsschichten bessere Perspektiven geboten werden?

Der Kontakt zu vielen offenen und herzlichen Einheimischen konnte definitiv dabei helfen, vielen dieser abstrakten Fragen ein Gesicht zu geben.

Verantwortlichkeit: