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Ausstellungsprojekt: „Riss durch Europa. Die Folgen des Hitler-Stalin-Pakts“

Am 23. August 1939 schlossen die diplomatischen Vertreter des Deutschen Reichs und der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt mit einem geheimen Zusatzprotokoll. In diesem teilten die deutschen und sowjetischen Außenminister Ribbentrop und Molotov im Auftrag von Hitler und Stalin mit kaltem Machtkalkül Ostmitteleuropa zwischen Ostsee und Schwarzem Meer in Interessensphären auf. Für das Deutsche Reich brachte der Abschluss des Vertrages die Gewissheit, beim unmittelbar bevorstehenden und langfristig geplanten, verbrecherischen Überfall auf Polen keine Gegenwehr aus dem Osten von Seiten der Sowjetunion erwarten zu müssen. Die Sowjetunion gab den Deutschen also mit dem Vertrag freie Hand bei der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs.

Für die Sowjetunion ergab sich aus der Aufteilung der Interessensphären die günstige Gelegenheit, durch den Zerfall des russischen Zarenreiches verloren gegangene Gebiete zurückzugewinnen. Nur sechzehn Tage später marschierte die Rote Armee gemäß den Absprachen im geheimen Zusatzprotokoll in Ostpolen ein. Dieser vollständigen Besetzung Polens aus West und Ost folgte mit dem deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 eine endgültige geografische Grenzziehung.

Nun hatte auch Stalin freie Hand für seine Eroberungspläne.  Im November 1939 griff die Sowjetunion Finnland an und es folgte ein fünfmonatiger Krieg, der sogenannte Winterkrieg. Im Sommer 1940 erfolgte im Schatten der deutschen Eroberung Frankreichs die Annexion der baltischen Länder, Bessarabiens und der Nordbukowina durch die Sowjetunion. Ostmitteleuropa war geteilt, wie es das Zusatzprotokoll und der Grenzvertrag vorsah, in einen sowjetischen und einen deutschen Machtbereich. Die dadurch zustande gekommenen Grenzen, sowie die Erinnerung an die Ereignisse der Jahre 1939–1940, prägen Ost- und Ostmitteleuropa bis in die Gegenwart.

In Westeuropa sind bis heute die Folgen des geheimes Zusatzprotokolls nur wenig bekannt und der Hitler-Stalin-Pakt spielt in der Erinnerungskultur eine untergeordnete Rolle. In Ostmitteleuropa und Osteuropa ist er aber zu einer zentralen Chiffre in der Auseinandersetzung mit der Geschichte geworden. Diesem Befund folgend ist das Ziel der Ausstellung über die historischen Prozesse in Ostmitteleuropa zwischen 1939, dem Jahr der Unterzeichnung des Paktes, und 1941, dem Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, aufzuklären und diese dem historisch-politisch interessierten Publikum näherzubringen.

Ziel der gemeinsam mit dem Museum Berlin-Karlshorst erarbeiteten Ausstellung und ihres Begleitprogramms ist es, die einander ausschließenden Positionen in diesem Erinnerungskonflikt, die vor dem Hintergrund des aktuellen Angriffskriegs der Russländischen Föderation auf die Ukraine erneut an Brisanz gewonnen haben, miteinander ins Gespräch zu bringen.

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