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Team Geschichte und Kulturen Osteuropas

Foto von Ute Caumanns

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Dr. Ute Caumanns
Gebäude: 24.21
Etage/Raum: 03.66
+49 211 81-14559


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Kurz-Vita

seit 2003 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaften V – Geschichte und Kulturen Osteuropas

2001-2003 DFG-Stipendiatin mit einem Projekt zur öffentlichen Gesundheit in Russisch-Polen im 19. Jahrhundert

1996-2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau

1995 Promotion mit einer Dissertation über die Jesuitenpresse in Polen in der Zwischenkriegszeit (Düsseldorf)

1991-1995 wissenschaftliche Bearbeiterin des Drittmittelprojekts „Technischer Fortschritt und Sozialer Wandel in deutschen Ostprovinzen“

Studium der Geschichte, Anglistik (Lehramt) sowie der Germanistik in Düsseldorf. Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie des DAAD und der Polnischen Akademie der Wissenschaften Warschau

 

 

Forschungsschwerpunkte

 

  • Verschwörungstheorien: mediale Vermittlung, Visual History
  • Stalinistische Schauprozesse in Ostmitteleuropa: Inszenierungen & Medialisierungen
  •  Antijüdische Ritualmordlegenden
  • Politischer Katholizismus: Polen in der Zwischenkriegszeit
  •  Sozialgeschichte der Medizin, Stadtentwicklung, Öffentlichkeit (19./20. Jh.)

 

Forschungsprojekte 

 

Verschwörungstheorien in historischer Perspektive

Verschwörungstheorien umgeben uns scheinbar überall. Aber nicht nur die aktuelle Medienberichterstattung ist voll von Fiktionen über geheime Machenschaften und Pläne, über Drahtzieher und deren Marionetten. Selbst Staatsführungen greifen auf sie zurück. Denn Verschwörungstheorien zeichnen sich durch eine klare Botschaft aus: Sie versuchen, komplexe, als Missstand wahrgenommene Zusammenhänge monokausal als Machenschaften einer Gruppe von Verschwörern zu erklären. Etwa, wenn das Konstrukt vom „Jüdischen Bolschewismus“ „die Juden“ zum Drahtzieher der Oktoberrevolution macht – eine Vorstellung die nach Westen ausstrahlte, um insbesondere in den kriegstraumatisierten und krisengeschüttelten jungen Nachkriegsstaaten Europas ihre eigentliche Konjunktur zu erleben. Oder wenn die landwirtschaftliche Krise im Ostmitteleuropa im Kalten Krieg mit dem Abwurf von „Amikäfern“ im Auftrag von Militär und Wallstreet oder Sabotage durch „bourgeoise Zionisten“ erklärt wird. Verschwörungstheorien waren (und sind) zur Vermittlung bestimmt. Die medialen Produkte – Text- und Bildquellen - werden vergleichend analysiert. Erste Ergebnisse im Rahmen der Lehre sind die Ausstellung „Wer zog die Drähte? Verschwörungstheorien im Bild“ (Wintersemester 2010/2011) sowie der gleichnamige Ausstellungskatalog, der dank finanzieller Unterstützung 2012 bei düsseldorf university press erscheinen konnte. 

 

Schauprozesse und Kalte Krieg in Ostmitteleuropa,1948-1956

Die politischen Prozesse, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den osteuropäischen Volksdemokratien gegen Oppositionelle wie Kommunisten stattfanden, gelten zu Recht als Höhepunkte stalinistischen Terrors. Sie werfen ein Schlaglicht auf Repressions- wie auf Integrationsversuche im Sozialistischen Lager und damit in einer zentralen Konfliktzone des Kalten Krieges. Das Vorhaben untersucht an Fallbeispielen die kommunikativen Anstrengungen, die seitens der politischen Führungen unternommen wurden, um möglichst große Teile der Bevölkerung anzusprechen und einzubinden. Schauprozesse sollen auf ihre Inszenierung und Medialisierung hin untersucht werden.
Im Rahmen der Lehre (Wintersemester 2014/15 und Sommersemester 2015) ist dazu mit finanzieller Unterstützung des Lehrförderfonds der HHU eine Online-Ausstellung entstanden. Unter dem Titel Schauprozesse – Inszenierung und Medialisierung politischer Justiz in Osteuropa werden zahlreiche multimediale Exponate zu zehn Prozessen aus vier osteuropäischen Staaten präsentiert. Die Ausstellung war von Dezember 2015 bis Dezember 2018 auf http://schauprozesse.phil.hhu.de freigeschaltet; sie ist seither durch Passwort geschützt, ein Zugang ist unter bestimmten Bedingungen aber möglich. Im Mai 2022 fand an der HHU eine internationale Tagung, die sich ebenfalls mit den Inszenierungen und Medialisierungen befasst hat. Ein Tagungsband ist in Vorbereitung.

 

Antijüdische Ritualmordlegenden: Verschwörungsnarrative und ihre mediale Vermittlung

Mit seinem ersten Aufkommen im 12. Jahrhundert in England und der raschen Ausbreitung im zentral- und südeuropäischen Raum, in der Frühen Neuzeit auch in der Polnisch- Litauischen Adelsrepublik und im 19. Jahrhundert im orthodoxen und islamischen Raum, gehört dieses gegen Juden gerichtete Deutungsmuster zu den historischen Phänomenen von langer Dauer. Dass es allerdings keineswegs abgeschlossen ist, zeigt die Rezeptionsgeschich- te im Nationalsozialismus, wie auch die jüngeren Instrumentalisierungen durch Neonazis und andere Rechtsextremisten. Dabei werden im Sinne eines pseudoreligiösen Kultes nicht allein die Grabstätten der „Märtyrer“ aufgesucht. Wie der Überfall auf eine Synagoge bei San Diego 2019 zeigt, dient der „jüdische Ritualmord“ auch zur Begründung von Gewalt.

Die longue durée des Narrativs vom „jüdischen Ritualmord“ macht es möglich, eine Verschwörungstheorie im diachronen Vergleich zu untersuchen, der vormoderne Medien der Vermittlung miteinbezieht. Besonderes Gewicht kommt dabei den bis eher kursorisch untersuchten visuellen Repräsentationsformen zu.

Aktuelles Projekt: Online-Ausstellung „Ritualmordlegenden: Antijüdische Fake News“ –unter www.ritualmordlegenden.de

 

 

Publikationen ( Auswahl)

 

Monographien

Die polnischen Jesuiten, der Przegląd Powszechny und der politische Katholizismus in der Zweiten Republik. Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Presse Polens zwischen den Weltkriegen (1918-1939), Dortmund 1996, (=Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Reihe B, Bd. 55); zugl. Düsseldorf, Univ., Diss 1995.

Herausgeberschaft

 

Aufsätze und Beiträge in Sammelwerken 

  • Verschwörungstheorien, Visualität und Medien am Beispiel des antijüdischen Ritualmordnarrativs. In: ZfK – Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Bd. 17, Nr. 1, 2022, S. 17-38. URL.

  • gemeinsam mit Andreas Önnerfors: "Ritualmord" - konspiratorische Konstante antisemitischer Bildcodes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In: Juden in Mitteleuropa, Ausgabe 2021 / = Themenheft: Antisemitismus als Code. Forschung - Prävention - Intervention. Hg. v. Institut für jüdische Geschichte Österreichs, S. 12-18. 

  • gemeinsam mit Andreas Önnerfors: Conspiracy Theories and Visual Culture. In: The Routledge Handbook of Conspiracy Theories. Hg. v. Michael Butter u. Peter Knight. London: Routledge, 2020, S. 441-456.

  • Zeigbares: Visuelle Narrativität in verschwörungstheoretischen Diskursen. In: Zeitschrift für Diskursforschung, 2020, 4. Beiheft: Verschwörungstheorien im Diskurs. Hg. v. Sören Stumpf u. David Römer, S. 261-302.

  • Alte und neue soziale Gruppen und sozialer Wandel. In: Polen in der europäischen Geschichte. Ein Handbuch in vier Bänden. Band 3: Die polnisch-litauischen Länder unter der Herrschaft der Teilungsmächte (1772/1795-1914). Hg. v. Michael G. Müller, Igor Kąkolewski, Karsten Holste u. Robert Traba. Stuttgart: Anton Hiersemann, 2020, S. 377-399.

  • Organische Arbeit und staatsgesellschaftliche Integration. In: Polen in der europäischen Geschichte. Ein Handbuch in vier Bänden. Band 3: Die polnisch-litauischen Länder unter der Herrschaft der Teilungsmächte (1772/1795-1914). Hg. v. Michael G. Müller, Igor Kąkolewski, Karsten Holste u. Robert Traba. Stuttgart: Anton Hiersemann, 2020, S. 401-422.

 

Publikationsliste 

Mitgliedschaften
  • Verband der Osteuropa-Historikerinnen und -Historiker

  • Deutsch-polnische Gesellschaft für Geschichte der Medizin

  • Redaktionsmitglied der Zeitschrift Medycyna Nowożytna, Warschau
Verantwortlichkeit: