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Macht und Strafgewalt der Äbtissin im Frühmittelalter

Dissertationsprojekt – Marieke Neuburg

In den letzten Jahrzehnten hat die Erforschung der Frauenklöster stark zugenommen und das weibliche religiöse Leben ist längst als bedeutender Faktor in der mittelalterlichen Gesellschaft erkannt worden. Umso erstaunlicher ist es, dass bisher nur relativ wenige Arbeiten erschienen sind, die sich gezielt mit den Vorsteherinnen der Frauengemeinschaften befassen und zur Art und Weise forschen, wie Äbtissinnen ihre mitunter erstaunliche Macht ausübten und verteidigten. Ziel des Dissertationsprojektes ist es daher, sich mit der Macht, der Durchsetzungsstärke und der Strafgewalt der Äbtissin auseinanderzusetzen und nach den Strategien zu fragen, die es den Klostervorsteherinnen ermöglichten, ihren Platz zwischen König, Bischof und Adel zu behaupten und zugleich die Ordnung im eigenen Konvent aufrechtzuerhalten – oder, auch das geschah mitunter, wie und warum sie Niederlagen einstecken mussten.

Schwerpunkt der Arbeit sind die ausgehende Spätantike und das frühe Mittelalter, von der Gründung des vermutlich ersten Frauenklosters des Westens in Marseille durch Johannes Cassian († 430/35) bis zum Tode der Äbtissin Gisela von Chelles († 810), die als Schwester Karls des Großen († 814) nicht nur als Äbtissin des großen Königsklosters mit den höchsten Kreisen des Reiches in enger Beziehung stand; räumlich konzentriert sich die Untersuchung vornehmlich auf das Frankenreich in seinen Ausdehnungen um 614, allerdings werden auch Beispiele aus dem angelsächsischen Raum und dem heutigen Süddeutschland berücksichtigt.

Ziel des Dissertationsprojektes ist es, neben der Darstellung der kirchlichen und weltlichen Rahmenbedingungen, die selbstverständlich eng mit den Handlungsmöglichkeiten der Äbtissin verknüpft waren, ein konkreteres Bild des Amtes zu gewinnen und die Entwicklungen der ersten Jahrhunderte im Westen nachzuzeichnen. Grundlage sind neben den zahlreichen Viten heiliger Äbtissinnen auch die durchaus stattliche Anzahl an Klosterregeln, Briefe, Rechtstexte wie etwa Konzilsbeschlüsse und Kapitularien und natürlich die Historiographie.

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