Buchenwald vor und nach der Befreiung – Lagergeschichten aus osteuropäisch-jüdischer Perspektive
Das DFG-Forschungsprojekt füllt eine gravierende Leerstelle der Forschung zum Konzentrationslager (KZ) Buchenwald: Es stellt erstmals die Perspektive der jüdischen Häftlinge, die im letzten Kriegsjahr in das KZ verschleppt wurden, in den Mittelpunkt. Anhand von vorwiegend jiddischen Quellen werden Erfahrung und agency dieser Akteure ebenso erkennbar wie die komplexen Sozialstrukturen und Machthierarchien des Konzentrationslagers in der „Endphase“ nationalsozialistischer Herrschaft. Zudem wird sichtbar, wie sich ein Teil dieser Strukturen über die Befreiung hinaus tradierte und das danach eingerichtete Displaced Persons (DP)-Lager prägte. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur geforderten Entgrenzung der Lagerforschung weit über Buchenwald hinaus:
Ab Sommer 1944 gelangten infolge von Deportationen aus den besetzten Gebieten Osteuropas tausende jüdische Häftlinge in das Konzentrationslager Buchenwald, wodurch sich dessen Häftlingsstruktur grundlegend veränderte. Die Untersuchung widmet sich den Überlebensbedingungen, den sozialen Dynamiken zwischen den verschiedenen Häftlingsgruppen sowie der Situation der Befreiten im Anschluss an die Befreiung im April 1945. Auf der Grundlage vorwiegend ego-dokumentarischer Quellen entsteht eine Monografie, die die jüdische Erfahrung in Buchenwald mikrohistorisch rekonstruiert und zugleich die bislang kaum erforschte Geschichte des DP-Lagers Buchenwald erstmals systematisch untersucht, um sie in die Gesamtperspektive der Arbeit einzubetten.
Veröffentlichungen zum Thema
Emmendörffer, Rene: Mordechai Strigler und die jiddische Lagerzeitung, in Reflexionen. Jahresmagazin der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora., Weimar 2023. Online verfügbar unter: https://www.stiftung-gedenkstaetten.de/reflexionen/reflexionen-2023/mordechai-strigler